Stadtgeflüster: Erdbeer-Krieg und Schaum

In St. Tönis geht’s um Marktanteile. Außerdem: Eine „Knolle“ auf dem Friedhof.

St. Tönis. Eigentlich hatte der Stadtflüsterer sich vorgenommen, den Neuen Markt in St. Tönis Neuer Markt sein zu lassen. Das lässt sich aber momentan nicht wirklich durchhalten.

Die Innenstadt wird von einem regelrechten Erdbeerkrieg geschüttelt. Ein Stand in der Nähe von Fontanella, an dem Erdbeeren von Fruhen aus Vorst verkauft werden, wenige Meter weiter bietet das türkische Lädchen an dem Wirichs-Jäzzke die roten Edelfrüchte von Demandt aus Vorst an.

Auf dem Neuen Markt selbst gibt’s Erdbeeren von einem Erzeuger aus Clörath. Und als ob dies noch nicht reichen würde, verkauft der Marktleiter von Rewe höchstpersönlich auch noch solche Früchte.

Die wiederum kommen aus Unterweiden. Unabhängige Beobachter sprechen dabei von einem Dumping-Preis. Der Stadtflüsterer ist gespannt, wie die Marktsituation sich entwickelt.

Seit Jahren steht an einem kleinen Parkplatz der Hospitalstraße in St. Tönis eine Litfasssäule. Auf einem noch nicht beklebten Teil entdeckte eine Anwohnerin die aufgemalten und verspäteten "Pfingstgrüße" in offenbar ganz neuer deutscher Rechtschreibung. Jetzt rätselt Anwohnerin Erika H., um welche absendende Firma es sich handeln könnte und für wen die Grüße sind.

Nicht schön, was Unbekannte da gestern in Schiefbahn angestellt haben. In den Brunnen an der Kirche wurde offenbar Seife oder Spülmittel gekippt. Das Ergebnis ist: Schaum, Schaum, und nochmal Schaum. Das mag man lustig finden, richtig ist es nicht.

Der Lenz ist da - alles grünt, wächst und wuchert. Auch Unkraut und sonstige Gräser an der Schlufftrasse. Die städtischen Beschäftigten kommen kaum nach mit dem Mähen.

Deshalb wird das offenbar zunächst mit dem Fahrzeug erledigt. Das kann natürlich keine Feinarbeit leisten und muss deshalb um die Ruhebänke einen Bogen drehen. Die wiederum harren jetzt darauf, dass manuell nachgebessert wird, sprich: dass man sich dort wieder gefahrlos setzen kann.

Die Pfandflaschenannahme bei Aldi in Anrath mag es gerne sportlich. Legt ein Kunde die Flaschen vorsichtig in die Öffnung, so erscheint die freundliche Mitteilung im Display, dass es sich nicht um eine Pfandflasche handelt. Wirft man sie dagegen hinein, so dass sie ein Stückchen weiter hinten landen, schluckt der Automat sie problemlos: Wurfsport beim Discounter.

Naturgemäß dauert es ein Weilchen, bis ein neues Haus gemütlich wird, bis man die richtigen Bilder für die Wände gefunden hat und und und. Das neue Altenheim in Vorst hat eines morgens die Westdeutsche Zeitung aufgeschlagen und wurde fündig.

Dort stand, dass die Künstlerinnen-Gruppe aus dem Frauengefängnis Materialien von dem Club Round Table bekommen hatte. Jetzt wird dort eifrig gemalt und die entstandenen Bilder werden dann sicher irgendwann im Altenheim aufgehängt.

Neue Adresse ohne Umzug, das gibt es in Anrath. An eine neue Adresse müssen sich teilweise die ehemaligen Bewohner der Hausbroicher Straße gewöhnen. Statt Hausbroicher Straße heißt es so unter anderem "An der Donk".

Die Stadt hat es sich dabei einfach gemacht. Der alte Name wurde einfach überklebt und ein Schild mit dem neuen Namen dazu gestellt.

Eigentlich bringt den Vorster Ratsherrn Engelbert Steeg ja nicht so schnell etwas aus der Ruhe. Aber manchmal hat der Mann schon mal die Tendenz, nervös zu reagieren. Im Moment ist das so. Steeg wurde mehrfach angesprochen, weil an der Kokenstraße ein Regengully im Rinnstein kaputt war.

Der Ratsherr kümmerte sich, rief die Stadtverwaltung an. Die reagierte, indem sie Halteverbotsschilder aufsetzen ließ. Das war schnell passiert. Etwas anderes ist seither nicht geschehen. "Wann tut sich da endlich was?", fragt Engelbert Steeg.

Sie sind wieder da. Zwar nicht zum Schrecken der Menschen wie im Film "Jeepers Creepers", dafür aber zum Schrecken, besser gesagt zum Abschrecken der Vögel.

Ganze Heerscharen von Vogelscheuchen sind so auf Willicher Feldern zu sehen. Ob es wirklich funktioniert und sich die Vögel auf Dauer von den Gestalten abschrecken lassen, ist allerdings die Frage.

Während andernorts die Stadtbeschäftigten mit ihrer Arbeit nicht nachkommen, ist das auf dem Friedhof in St. Tönis anders. Hier gab’s kürzlich einen Strafzettel für Fahren mit dem Fahrrad.

Denn, man muss seinen Drahtesel über die Anlage schieben. Das Protokoll wurde übrigens nicht an einen Jugendlichen ausgestellt, der dort den Kiesuntergrund "zerbremst" hätte, nein, die Knolle war für einen Rentner fällig, der dort das Grab von Angehörigen gepflegt hatte.

Und weil ihm das zu-Fuß-gehen schwer fällt, hatte er sich aufs Rad geschwungen.

Traurig, traurig: Noch immer ist kein Nachmieter am Kirchplatz in Anrath, wo einst das Lebensmittelgeschäft Penny war, in Sicht. An den großen Fensterscheiben kleben Infos zum Ladenlokal, aber die scheinen keinen so richtig animieren zu können, hier ein Geschäft zu eröffnen.