Vorst: Medeor - Vorster bauen Tabletten-Fabrik
Bernd Pastors zur EU-Politik, eigenen Projekten und der Krise.
Vorst. Dass am Sonntag die Bürger nicht massenweise zu den Wahllokalen pilgern werden, ist mit Blick auf die niedrige Wahlbeteiligung bei den bisherigen Europawahlen keine Überraschung.
Das Deutsche Medikamenten-Hilfswerk action medeor, das eng mit der EU-Politik vernetzt ist, appelliert dennoch an die Bürger, ihre Stimme abzugeben.
"Die EU ist mit ihren 27 Mitgliedsstaaten größter Geldgeber der Entwicklungszusammenarbeit", sagt Bernd Pastors, Geschäftsführer von medeor. Rund 40 Milliarden Euro - mehr als die Hälfte der weltweiten Entwicklungshilfe - stelle die EU zur Verfügung. Armutsbekämpfung und Gesundheitsversorgung stünden bei der Projektarbeit an oberster Stelle.
Action medeor führt derzeit ein von der EU finanziertes Projekt in Tansania durch. Für vier bis fünf Jahre gab’s fünf Millionen Euro von Europa.
Zum Vergleich: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellt medeor jährlich 200000 bis 250000 Euro zur Verfügung.
Mit dem Geld von der EU soll in Tansania, einem der am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, eine Produktionsstätte für Aids-Medikamente aufgebaut werden.
"Dort sollen jährlich 90 Millionen Tabletten produziert werden, die das Leben von 80000 Aidspatienten verlängern können", erklärt Projekt-Koordinatorin Birte Thomsen.
Eine Baugenehmigung liegt bereits vor, in zwei bis drei Monaten soll mit dem Bau der 2800 Quadratmeter großen Anlage begonnen werden.
Als Mitglied im Bundesverband der entwicklungspolitischen Organisationen könne medeor auf die europäischen Entwicklungspolitik mit Einfluss nehmen und dafür sorgen, dass Themen wie Patentfreiheit oder eine gerechtere Handelsordnung nicht in der politischen Diskussion verschwänden.
Gerade im Zuge der Finanzkrise seien die Ziele, die sich Europa in der Entwicklungsarbeit gestellt habe, aber in die Ferne gerückt, sagt Pastors besorgt. "Der Zugang zu Nahrung und zu Medizin hat sich verschlechtert."
Zudem seien die Industrieländer weit von ihrer eigenen Vorgabe entfernt, 0,7Prozent des Bruttoinlandsproduktes für staatliche Entwicklungshilfe zu verwenden.