Willich: Kunst - Zwiesprache mit Gedichten

Eine ganz besondere Form des Dialogs pflegt der Schiefbahner Marcell Feldberg.

Willich/Wien. Das Thema "Streuen - Zerstreuen - Einsammeln" interessiert Marcell Feldberg nicht nur; es ist Lebensbestandteil des Schiefbahner/Anrather Kantors.

Er streut seine künstlerischen Aktivitäten - und wird zumindest teilweise wieder eingesammelt. Das geschieht zum Beispiel bei seinem literarischen Schriftwechsel mit der Grande Dame der österreichischen Literatur, Friederike Mayröcker.

Der findet sich nämlich unversehens in der renommierten Literaturzeitung "Das Plateau" wieder.

Seit Jahren pflegen Feldberg und Mayröcker einen ganz besonderen Dialog: Sie kommunizieren mit Gedichten. Einmal die Woche geht ein Fax hin und her, in der sich beiden dem anderen mitteilen.

Das dokumentiert sich im aktuellen "Plateau"-Heft. Feldberg rekapituliert, wie er der österreichischen Freundin einen Strauß Mimosen hinterher bringen muss, den sie liegengelassen hatte.

Im Fortgang des Zwiegesprächs tritt eines der großen verbindenden Elemente der so unterschiedlich erscheinenden Künstler zu Tage: die Matthäus-Passion. Kein Zufall, der abgedruckte Dialog entstand hauptsächlich in der österlichen Zeit, setzt sie aber in gewisser Weise auch fort.

Zurzeit ist Friederike Mayröcker mit einem neuen Projekt beschäftigt, weshalb sie dem Schiefbahner nicht mit Gedichten antwortet. "Dennoch erwartet sie wöchentlich ein Gedicht", sagt Feldberg und schmunzelt. Als er neulich ein wenig in Verzug geraten war, hatte die 85-Jährige sich bereits telefonisch gemeldet und das Gedicht angemahnt.

Wie arbeitet Feldberg? Nutzt er die modernen Medien? "Ja", aber nur zum arbeiten. Ich brauche die Präsenz auf Papier", sagt der 40-Jährige. Seine Gefühle notiert er konsequent im "Nebenhirn", so nennt er sein rotes Notizbuch. "Von dort aus setze ich Links, wo ich was notiert habe."

Was macht - neben seiner Profession als Kirchenmusiker - die Arbeit mit Lyrik so reizvoll? Feldberg lacht. "Damit entziehe ich mich mal wieder dem Versuch, dass man mich definieren will."

Es sei ihm ein Anliegen, "mal ein anderes Zeitgefühl zu vermitteln." Und wie holt er sich Inspirationen? Schon wieder lacht der Mann. "Zum Beispiel, indem ich durch Amsterdam gehe und in die Fenster gucke. Einfach sehe, was sich dort abspielt." "Jaape", nenne der Niederländer das.

Das aktuelle Heft "Das Plateau" ist über den Buchhandel zu beziehen.