Vorst: Tradition - Der „Kanderbot“ in Kehn

Der Kehner Bote kündigt die Kirmes in Vorst an und besucht alle Höfe, auf denen einst ein Pferd stand.

Vorst. "Hier kommt mit Gott der Kanderbot, den Hof gekehrt, den Besen in die Ecke und jetzt wird drei Tage Kirmes in Vorst gefeiert", ruft der Kanderbot laut über den Hof. Am Freitag kündigte er so überall das Schützenfest in Vorst an, was man dort allgemein nur als "Kirmes" bezeichnet.

Kanderbot ist plattdeutsch und heißt soviel wie Kehner Bote. Die Ankündigung zum Fest wird eigentlich auf platt aufgesagt - der Tradition wegen. Bernd Mertens übernimmt als Mitglied der Schützenbruderschaft "Kehner Junggesellen" wieder die Rolle des Kirmesansagers.

Alle drei Jahre ziehen die Schützen durch den Vorster Bezirk Kehn und statten "allen Höfen, auf denen einst ein Pferd gestanden hat", einen Besuch ab, so Schütze Karsten Thommessen. Die anderen Jahre fällt die Aufgabe den anderen Bruderschaften in Vorst zu, die durch ihre Bezirke ziehen.

Der Tross aus zehn Schützen samt Hauptmann, König Tim I. und seinen Ministern hatte dabei einiges zu tun. 35 Höfen wurde das Schützenfest angekündigt. Dafür sind die Schützen ab dem frühen Morgen bis zum späten Abend unterwegs. Das ist zwar anstrengend, trotzdem gefällt es den Marschierenden immer sehr.

"Das macht schon Spaß, wie man auf den Höfen empfangen wird", sagt Thommessen. "Die Leute lassen uns mit strahlenden Gesichtern hinein und packen ihr bestes Silberbesteck aus". Denn auf jedem Hof gibt es für die Schützen ein wenig Verpflegung. Egal ob Schnaps, Bier oder eine warme Suppe - die Besitzer der alten Landgüter empfangen ihre Schützen freundlich und zuvorkommend. "Das war immer so, es ist einfach Tradition", sagt der Senior des ersten Hofes, an dem der kleine Zug Station macht.

Für die Bauern aus der Umgebung gehört der Brauch einfach dazu, viele kennen ihn seit ihrer Kindheit - immerhin gibt es ihn schon seit der Gründung der Bruderschaft im Jahr 1652. Damals, als die Menschen noch ohne Telefon, Zeitung und E-Mail lebten, gab es für sie wenige Alternativen zum Kanderbot, um von der Kirmes im Ort zu erfahren.

Auf dem Weg von Hof zu Hof sind die Schützen immer gern gesehen. Autos fahren langsamer und grüßen den Zug, Kinder stehen vereinzelt am Straßenrand und auch aus den Fenstern der Wohnhäuser schauen fröhliche Gesichter. Sollte es einmal regnen, gewähren die Vorster ihren Schützen sogar vorübergehend Unterschlupf. "Dann gehen die Garagentüren auf und wir können uns dort unterstellen", sagt Thomessen.

Der Umzug endet heiter und fröhlich am frühen Abend. Dann trifft man sich mit den übrigen Schützen der Bruderschaft, die nicht mitgelaufen sind. Zudem sind noch vier Birken, die Maien, gesetzt worden: eine vor dem Stammlokal Siedlerschänke, eine beim König, eine vor dem Festzelt und eine vor dem Haus des Pastors.

Gegen Ende des Abends freuen sich an die 35 Schützen der Bruderschaft auf ein schönes Schützenfest. Gut besucht sollte es werden, immerhin weiß dank des Kanderbot/ jeder Bescheid.