Willich/Tönisvorst: Ein Stuhl für den Karnevalsprinzen
Die kuriosesten, ungewöhnlichsten Meldungen von 2008 hat heute der Stadtflüsterer zusammengestellt.
Willich/Tönisvorst. Der Stadtflüsterer hat zum Ausklang dieses Jahres 2008 viele Zeitungsseiten durchgeblättert. Damit wir das bevorstehende harte, entbehrungsreiche, düstere Krisenjahr 2009 mit einer guten Portion Optimismus angehen können, hat er die amüsantesten, skurrilsten und überraschendsten Meldungen und Momente im Geflüster-Jahresrückblick zusammengestellt. Lesen und lachen, grinsen und wundern Sie sich - ab jetzt!
Beginnen wir mit einem Mann, der 2008 unglaublich viele Kilometer in der Stadt Tönisvorst, überhaupt im gesamten Kreis Viersen zurückgelegt hat. Seine Mobilität kommt nicht von Ungefähr. Der Mann hat im nächsten Jahr Großes vor. Lothar Vauth will 2009 nicht nur Karnevalsprinz sein, er will auch Landrat werden. Seinen festen Platz im närrischen Treiben dieser Session hatte sich Vauth übrigens schon weit im Voraus, im Januar 2008, gesichert. Da hatte er zur Prinzengala in St.Tönis seinen eigenen Stuhl mitgebracht - stabil und gut gepolstert, wie es einer künftigen Tollität gebührt. Peter Ottmann, amtierender Chef im Viersener Kreishaus, sollte also auf der Hut sein, sollte sein Herausforderer aus Tönisvorst zu einer der nächsten Kreistagssitzungen mit einer eigenen Sitzgelegenheit auftauchen.
Uwe Leuchtenberg ist - jedenfalls wintertags - nicht mehr ohne ihn zu sehen. So wie der gelbe Pullunder einst zu Hans-Dietrich Genscher gehörte, so ziert ein roter Schal den SPD-Bürgermeisterkandidaten in Tönisvorst. Ein unverwechselbares Markenzeichen also? Von wegen! Im Februar 2008 wurde CDU-Ratsherr Werner Rubarth ebenfalls mit einem roten Halswärmer gesichtet. Schwarz war offenbar nicht die Farbe der Saison. Nun, das könnte 2009 ja wieder anders aussehen.
DSL, 16000-er Leitungen - die Übertragung von Neuigkeiten geht auch langsamer. So geschehen im März 2008 mit Post von Katja Hirzmann. Die Frau von der Aktion Mission und Leprahilfe in Schiefbahn war zwei Wochen in Indien unterwegs gewesen und hatte der WZ aus dem ostindischen Bhubaneswar eine Postkarte geschrieben. Nun, die Zeilen erreichten erst zwei Monate nach ihrer Rückkehr den Niederrhein und damit die Redaktion. Die Karte hat jedenfalls für Aufsehen gesorgt. Informationsaustausch im Zeitlupentempo - das gibt es eben im heutigen Tageszeitungsgeschäft nur noch ganz, ganz selten.
Im April 2008 hatte die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen einen Ortstermin in Unterweiden. Bei dieser Gelegenheit machten sich die Vertreter für faire Milchpreise stark. Nicht mit von der Partie war allerdings der Vorster Landwirt und Milcherzeuger Peter Joppen. Da hatte offensichtlich die interne Kommunikation nicht geklappt, Joppen wusste von nichts. Na, es macht eben nicht nur der April manchmal, was er will.
Schneeberge im Mai? Nein, das Klima spielte im Schiefbahner Frühjahr 2008 nicht verrückt. Für Kapriolen sorgten andere Unberechenbare, die dem Wasser eines Brunnens Seifenhaltiges beigemengt hatten. Die größten Schaumschläger des Jahres, da kann man angesichts des Bildes mit Fug und Recht behaupten, kommen in diesem Jahr also aus Schiefbahn.
Sicher, Kämmerer Theo Eckelboom nahm den Hut und verabschiedete sich in Willich in einen ruhigeren Stand. Aber es lag nicht am Rückzug des Finanz-Steuermanns, dass sich in der Stadt Ärger über "Kopflosigkeit" breit machte. Mitte Juni standen Tiere in der Herde blauer Schafe im Schlosspark plötzlich ohne Kopf da. Der Ärger darüber konnte aber noch innerhalb 2008 verrauchen, denn die Willicher haben es auch ohne eines Kämmerers Hilfe geschafft, Geld für neue Schafsköpfe auszulegen.
In St. Tönis wird Kunden im Juli der rote Teppich ausgelegt. Lange kann der Kunde nicht über ihn laufen, denn der neue Untergrund am Ladeneingang hat eher die Größe eines Fußabtreters. Er ist als Willkommensteppich des Werberings gedacht. Erinnern wir also noch einmal an den Slogan, der ihn ziert: "Bummeln, einkaufen & erleben!" St. Tönis macht Beine!
Anstatt sich längst wieder zu drehen, liegen die Flügel der Streuffmühle in St. Tönis noch immer an der Erde. Fast zwei Jahre nach dem Sturm Kyrill, der der Mühle die Flügel gebrochen hat, ist die Sehenswürdigkeit immer noch nicht intakt. Da sage noch mal einer, in Tönisvorst drehe sich immer alles im Kreis...
Box-Weltmeister Nicolai Valuev hat sich für action medeor den Bademantel ausziehen lassen. Die Versteigerung seines seidigen Riesen-Textils im Internet bringt 1210 Euro ein. Man sehe und staune: Eine Mantelteilung im September kann auch schön sein.
Im Herbst verwandelt sich der platte Niederrhein in eine hügelige Landschaft. Den Beweis hat WZ-Fotograf Friedhelm Reimann mit einem Foto im Oktober erbracht, das einen riesigen Maisberg in Vorst zeigte. Ob die Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen dieses Landschafts-Metamorphose schon in ihre Tourismus-Vermarktung eingebunden hat?
Auferstanden aus Ruinen... Jedenfalls wenn man es aus Sicht einer unbelasteten Landschaft betrachtet. Die Firma Cray Valley an der Mühlenstraße saniert ihr ehemaliges Gelände radikal. Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Altlasten sollen auf keinen Fall zurückbleiben. Das versichern die Konzern-Chefs seit dem Rückzug aus St. Tönis. Wie’s auf dem Gelände weitergeht? Nichts genaues weiß man nicht.
Im Dezember galt es, einen traurigen Umstand zu vermelden: Die Genossen aus Tönisvorst hatten Schwierigkeiten, den Namen ihres geistigen Großvaters Willy Brandt richtig zu schreiben. Sie hatten aus ihm einen Willi gemacht. Dass Sozialdemokraten die Schreibweise beherrschen, bewies wenig später die Willicher SPD.