Schiefbahn: Gemeinsame Zeit als Geschenk
65 Menschen, die allein leben, verbrachten den Heiligen Abend im Schiefbahner St.Hubertus-Heim.
Schiefbahn. "Alt, krank und allein - das ist schlimm", meint Heinz Nilges (88). Er war einer von 65 Menschen, die zur Heiligabendfeier für Einsame gekommen waren. Für ein paar Stunden ließen sie es sich im Altenheim St.Hubertus gut gehen, vergaßen, dass zu Hause niemand auf sie wartet. Was auffiel: Es waren mehr Männer gekommen als in den Vorjahren.
Julius Sellner aus Neersen hatte es voriges Jahr auf der Feier so gut gefallen, dass er jetzt wieder dabei war. Zur Feier des Tages hatte er sich für seinen schwarzen Trachtensmoking entschieden. "Man hat ja sonst kaum Gelegenheiten, ihn anzuziehen", so Sellner.
Dieter Isermann aus Neersen spielte am Keyboard Schlager der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts: "Ich mag die Musik aus den Zeiten, als ich noch jung und knusprig war", scherzte der rüstige 80-Jährige. Horst-Dieter Schaumburg vom Bläserchor der Evangelischen Emmaus-Gemeinde gehört ebenso zu den Stammgästen wie Detlef Nicola.
Elisabeth und Helmut Mertens sorgten dafür, dass sie Besucher sich wohl fühlten. Der 18-jährige Gymnasiast Hendrik Sofinowski war zum ersten Mal dabei und las die Geschichte "British-German Christmasnachten" - ein buntes Gemisch aus deutschen und englischen Begriffen.
Bunt war auch die Zusammensetzung der Besucher: Senioren überwogen, es waren aber auch jüngere ehemalige Willicher Bürger gekommen, die in einem Psychosozialen Wohnheim in Viersen leben. Stefanula Giannoulidis von der Seniorenstelle übermittelte die Weihnachtsgrüße des Bürgermeisters und ärgerte sich über einen Wermutstropfen: Der Taxi-Abholdienst funktionierte nicht so recht.
Die Familie Paulsen aus Alt-Willich hatte 500 Euro für die Feier zur Verfügung gestellt - kein Wunder, dass deshalb das Buffett sehr üppig ausfiel. Außerdem gab es wieder kleine Geschenkpakete.
Das schönste und kostbarste Geschenk dürfte jedoch die gemeinsam verbrachte Zeit gewesen sein. "Ohne diese Feier wäre ich jetzt allein zu Hause - ich hätte mir was zu essen gemacht und mich anschließend wahrscheinlich hingelegt", so Heinz Nilges. Der 88-jährige Schiefbahner ist seit 22 Jahren Witwer, er leidet unter Parkinson und fühlt sich allein gelassen: "Mein Sohn lebt in Heinsberg - ihn sehe ich etwa einmal pro Jahr." Sein Wunsch für das neue Jahr: ein Platz im Schiefbahner Altenheim.