Willich/Tönisvorst: Viele Fragen von Herrn Maurhut beim WZ-Test

Wie schnell reagieren Städte und Parteien auf E-Mail-Anfragen von Bürgern? Die WZ machte die Probe.

Willich/Tönisvorst. Der Mann steht mitten im Leben: Richard Maurhut ist 34 Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Er arbeitet bei einer Landesbehörde in Düsseldorf. Und er möchte aufs Land ziehen. Entweder nach Willich oder nach Tönisvorst.

Und weil Herr Maurhut gewohnt ist, sein Leben so weit wie möglich zu planen, will er sich schlau machen: Wo kann ich bauen? Kann ich mich politisch engagieren? Was ist mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit? Entsprechend hat der Mann Institutionen und Verbände angemailt und um Antwort gebeten.

In Wirklichkeit gibt es keinen Richard Maurhut. Es handelt sich um eine ausgedachte Person. Um eine, die sich die WZ ausgedacht hatte. Die Redaktion wollte wissen: Wie reagieren angeschriebene Einrichtungen? Reagieren sie überhaupt? Und: Wer ist am schnellsten? Wer am ergiebigsten? Fragen über Fragen - mit teils verblüffenden Antworten.

Beginnen wir mit den politischen Parteien. "Als Schüler oder Student habe ich mich nie besonders für Politik interessiert. Erst in den letzten Jahren reifte der Wunsch in mir, meine Umgebung aktiv mitzugestalten." So stellt sich der "WZ-Sprössling" vor. Und fragte bei den verschiedenen Gruppierungen in Willich und Tönisvorst nach, ob er mitmachen dürfe.

Die schnellste Antwort kam aus einer Ecke, die sonst nicht so wahnsinnig bekannt für ihr Einsteigen in ein Thema ist: die Grünen in Tönisvorst. Sprecher Peter Lindackers räumt ein, dass die Homepage "nicht mehr ganz up to date ist", freut sich allerdings auf ein Gespräch und rückt dazu auch seine Handynummer raus. Zudem: Gegen eine Mitgliedschaft spreche an sich nichts. Keine 24 Stunden für eine Reaktion - alle Achtung. In der Antwort findet sich alles, was man für eine erste Kontaktaufnahme wissen muss.

Nur einen Tag später ist die Antwort-Mail von Reinhard Maly, Tönisvorster CDU-Chef, im elektronischen Briefkasten. "Ich schlage vor, dass Sie mich telefonisch kontaktieren", heißt es da. "Ich könnte Ihnen dann in dem Gespräch schon einige Fragen beantworten." Zudem hinterlässt Maly Handy- und Festnetznummer. Schnelle Reaktion, keine Frage. Einen Verweis auf die Homepage gab’s nicht. Dennoch: ein klares "gut" für die Christdemokraten.

Soweit die Reaktionen aus der Tönisvorster Politik. "Wie?", werden Sie jetzt fragen. Das war’s. Weder bei SPD, UWT noch der FDP war man auf ein potenzielles neues Mitglied eingestellt. Keine Eingangsbestätigung, kein Gesprächsangebot, Nichts. Schade.

In Willich reagierte CDU-Chef und Bundestagsmann Uwe Schummer am schnellsten. Drei Tage nach der "Eröffnungs-Mail" ist die Antwort da: "Danke für Ihr Interesse. Gerne sende ich Ihnen Unterlagen zu, wenn Sie mir Ihre Postanschrift mitteilen. Herzliche Grüße, Uwe Schummer." Der Mann hat die Mail offenbar auch weiter geleitet.

Fünf Tage später gibt es eine weitere Antwort. Diesmal von Geschäftsführer Christoph Heyes. Der entschuldigt sich zunächst für die verspätete Antwort, die er mit einem Anbieter-Wechsel auf der Homepage begründet. Die Erklärung stimmt, sie lag - wenn auch in anderer Form - der Redaktion vor.

Angefügt ist das kommunalpolitische Rahmenprogramm der Partei. Zudem bietet Heyes ein Gespräch an, auch eines mit Uwe Schummer. Sauber gelöst. Und die Verzögerung wegen der Technik Probleme? Schwamm drüber.

Nach knapp zwei Wochen meldet sich der Willicher FPD-Schatzmeister und Vorstandsmitglied Klaus Haberstroh. "Unser Parteivorsitzender Karl-Heinz Koch hatte sich bereits per E-Mail bei Ihnen gemeldet. Sicher haben Sie noch weitere Detailfragen."

Ja, haben wir. Denn von einer Mail des Vorsitzenden wissen wir nichts. Darüber hinaus bietet Haberstroh an, nach erfolgtem Umzug ein Gespräch zu führen. Er hinterlässt Anschrift und Telefonnummern. Und den Termin der nächsten Fraktionssitzung. Den allerdings ohne Ort, "aber wahrscheinlich in Schiefbahn."

Die FDP-Antwort bekommt - um den Vergleich zum Eiskunstlauf zu bemühen - leichte Abzüge in der B-Note. Immerhin, ein Interessent weiß anschließend, an wen er sich wenden könnte. Und: Die Liberalen sind so deutlich präsent.

Was man von den anderen beiden Fraktionen im Stadtrat nicht behaupten kann. Weder die SPD noch die Grünen reagieren auf die Bitte von Richard Maurhut, sie zu informieren. Schultechnisch gesprochen eine klare Leistungsverweigerung.

Am Freitag lesen Sie, wie die Städte auf Anfragen nach Bauland reagierten, wie der Kreis Viersen die Bitte um touristisches Material beantwortete und wie zwei Wohlfahrtsverbände sich um einen künftigen Ehrenamtler kümmerten.