Warten aufs Geschnetzelte
Mittagstisch: Seit Montag gibt es im St.Bernhard Essen in der provisorischen Villa-Mensa. Der Andrang um 13 Uhr ist riesengroß – die Geduld aber auch.
Schiefbahn. Sebastian geht bei diesem Rennen als Erster durchs Ziel. Nein, am St.Bernhard sind nicht die Bundesjugendspiele vorgezogen worden. Die "Disziplin", in der der elfjährige Junge aus der 6a Punkt 13 Uhr an diesem Schulmittag startet, ist für ihn und über 100 seiner Mitschüler aus der Stufe neu: gemeinsames Essen in der Villa.
Sebastian hält an der Theke im Foyer seine Chipkarte ans Lesegerät. Auf der anderen Seite liest Servicekraft Heike Hausmann sein vorab bestelltes Menü im Display ab: "Geschnetzeltes mit Kartoffeln und Gemüse". Ihre drei Kolleginnen öffnen die Warmhaltebehälter und füllen Sebastians Teller. Der Junge nimmt erst Besteck, dann sein Menü in die Hand und wendet sich dem Ausgang zu: "Halt, hier geht’s lang", sagt Lehrer Werner Link, klopft dem Jungen auf die Schulter und lenkt seinen Weg in die gute Stube der Villa. Dort stehen schwarze Stühle an langen Tischen. Sebastian nimmt als erster Platz. Noch ist der Raum leer.
Ganz anders stellt sich die Situation zehn Minuten nach eins im Foyer dar: In einer langen Schlange stehen die Kinder an. Im Nebenraum kringelt sich die Schlange zur Schnecke. Schulchefin Margret Peters und zwei Mütter weisen die Kinder ein.
Hella Stahl, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende, hilft bei der Aufsicht: "Es verläuft relativ reibungslos", sagt sie. "Wir sind froh, dass wir das an der Schule in der kurzen Zeit so umgesetzt haben." Sagt’s und hilft dem Nächsten, Besteck und den Weg in den Speisesaal zu finden.
Sebastian ist mittlerweile umringt von seinen Kumpeln aus der 6a: "Das Fleisch mit der Soße hat mir am besten geschmeckt," sagt er. Steffen, der es klasse findet, mit seinen Freunden in der Schule zu essen, sagt: "Mir schmeckt’s auch, obwohl ich eigentlich gar keinen Spinat mag." Tim hat Menü 3 auf dem Teller: Sauerbraten und Nudeln - "am liebsten hätte ich noch mehr." Nicht alle sind so begeistert: Am häufigsten bleibt der Gemüseauflauf auf den Tellern zurück. Was damit passiert, erklärt wieder Werner Link den Kindern: "Essensreste hier in den Eimer, das Besteck hierhin, Teller dort stapeln." Nächste Woche sind diese Regeln bekannt.
Als Sebastian nach draußen in seine Restpause schlendert, ist der Lärmpegel im Speisesaal deutlich gestiegen. Im Foyer steht Jonas aus Klasse 6b als Letzter in der Warteschlange. "Ich habe heute bis 15.45 Uhr Schule, nachher noch Bio und Kunst." Bisher musste er sich mit Butterbroten über Wasser halten. Um 13.35 Uhr dampft sein Essen auf dem Teller. Heike Hausmann vom Service atmet auf: "Hat super geklappt. Die Kinder waren klasse."