Schrumpft die Stadtbücherei?

Die Bibliothek steht auf dem Prüfstand. Die Politik fordert eine Kostenschätzung aller Umzugsmaßnahmen.

Tönisvorst. Bücherei-Chefin Carmen Alonso dürfte nach diesem Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften ziemlich niedergeschlagen in den Feierabend gegangen sein. Denn wie eine Eins steht die Politik nicht hinter ihrem Haus. Deutlich wurde dies in der Diskussion um die Umsetzung des Rinke-Gutachtens.

Zur Erinnerung: Die Experten aus Wuppertal hatten die Stadt unter die Lupe genommen und nach Einspar- und Service-Potentialen gesucht. Ein Gutachter-Vorschlag innerhalb des Gesamtpakets ist: Die Bücherei soll vom Rathaus weg in das Schulgebäude Kirchplatz umziehen und so Platz machen für ein größeres Bürgerbüro als neues St. Töniser Service-Zentrum an der Hochstraße.

Die Verwaltung sieht in dem Umzug der Bücherei, so die Beigeordnete Birgit Schmitz, "eine erste Stellschraube" in der schrittweisen Umsetzung der Rinke-Vorschläge. Der Fachausschuss bekam daher zwei Planungsvarianten vorgelegt: Plan 1 weist der Bücherei im Kirchplatz-Gebäude Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss zu. Nutzungsfläche: 530 Quadratmeter, damit vergleichbar mit dem Status quo.

Plan 2 sieht auch für die Fraktionen Räume am Kirchplatz vor. Das Rathaus wäre dann frei von "verwaltungsfremden Nutzern". Die Bücherei aber müsste dann mit nur noch 330 Quadratmetern Nutzfläche auskommen. Geschätzte Kosten für Umzug & Umbauten (u.a. Statik) in beiden Fällen: 750000 Euro.

Der Ausschuss ließ sich aber nicht darauf ein, eine Variante zu favorisieren. Niemand wollte den Bücherei-Umzug isoliert vom Maßnahmen-Gesamtpaket bewerten. Es gab auch kein Votum für die künftige Größenordnung der Bibliothek.

Die FDP um Hans-Josef Manten brachte angesichts der zu erwartenden Kosten Zweifel an: In allen Schulen gebe es Büchereien, in Krefeld eine "Top-Bibliothek für Erwachsene". Komme man da nicht mit einer kleineren Bücherei-Variante aus, etwa nur für einen Jugendbereich?

Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro befürchtete Hans-Joachim Kremser (SPD) angesichtes "eines Rattenschwanzes an Umzügen", der dem Büchereiumzug noch folgen werde. "Wir müssen erst alle Kosten im Gesamtpaket sehen." Die "Gleichung mit mehreren Unbekannten" (Michael Horst, SPD) wollten auch Grüne und CDU nicht machen. Der Ausschuss forderte die Verwaltung auf, zur nächsten Sitzung ein grobes Gesamtkonzept der Rinke-Vorschläge samt Kostenschätzung vorzulegen. Ausschussvorsitzender Horst von Brechan (CDU): "Wir müssen die Frage , ob wir uns die Bücherei so noch leisten können, in der Gesamtuntersuchung sehen."

Bürgermeister Schwarz mahnte den Bestandsschutz für die Bücherei in Tönisvorst an. Auch Alonso reagierte alarmiert: "Es wäre doch schade, wenn man eine Bücherei, die über 30 Jahre lang aufgebaut wurde, kaputt redet. Wir leisten Nahbereichsversorgung. Haben es nicht auch ältere Bürger verdient, an ihre Bücher zu kommen? Welche Gruppe sollen wir ausschließen?"

Während sie das sagt, spüren die Politiker wieder den Kostendruck. Sie haben erst eine Stunde zuvor marode Räume des Michael-Ende-Gymnasiums besichtigt. Das Schulzentrum braucht eine Mensa. Auch eine kostenintensive Maßnahme, die keinen langen Aufschub duldet... siehe unten