St. Töniser bauen Koloss für Korea

Zwei riesige Röhren verließen am Donnerstag den Betrieb am Tackweg.

St. Tönis. Ein Nicken von Metalltechnik Firmenchef Jochem Graeven hinüber zur Fahrerkabine des gewaltigen Autokrans. Kranfahrer Jörg Meng hebt die Hand. Er hat verstanden. Langsam fährt er den 20 Meter langen Ausleger in die Höhe. Die roten Schwerlastgurte, die an den Ketten des Krans hängen, gehen auf Spannung. Mit ihnen hebt sich der Koloss, den sie umschließen.

Die zwölf Meter lange, zehn Tonnen schwere Edelstahlröhre mit dem Durchmesser von 2,80 Meter hebt vom Boden ab. Umringt von zehn Mitarbeitern der Graeven Metalltechnik sowie des Speditionsunternehmens erreicht die Röhre die Höhe des Schwerlasttransporters, der neben dem Kran steht.

"Noch ein Stückchen", schallt der Ruf einer der Männer über den Hof des St. Töniser Unternehmens. Mit äußerster Sorgfalt fährt Meng den Kran noch eine Idee höher und dreht dann das Ungetüm, so dass es parallel zum Transporter in der Luft schwebt. Genauso vorsichtig, wie er die Röhre angehoben hat, lässt der Kranfahrer sie auch wieder nieder.

Die Männer am Boden hat Meng dabei fest im Blick. Per Handzeichen geben sie ihm zu verstehen, wie viel Zentimeter er nach links oder rechts bzw. nach vorne oder hinten steuern muss. "Die Röhre muss mit ihren zwei Holzsätteln genau auf der Achse des Transporters liegen", erklärt Rainer Kausch von Graeven Metalltechnik, der das Spektakel auf dem Hof vom Büro aus verfolgt. Schließlich passiert es nicht alle Tage, dass eine insgesamt 25 Meter lange Röhre, der Fachausdruck heißt "Kolonne", das St.Töniser Unternehmen verlässt.

"Das war bislang unser größtes Objekt, das wir gebaut haben", berichtet Graeven. Die Edelstahlkonstruktion ist für eine Kokerei in Korea bestimmt und wird dort in Kürze 25 Meter hoch in die Luft ragen. Doch zunächst einmal steht der Transport aus den St. Töniser Hallen auf die Schwerlasttransporter ins Haus. "Wir verladen einmal ein zwölf Meter und danach ein 13 Meter langes Teilstück", informiert der Firmenchef.

Jochem Graeven, Firmenchef

Die ganze Konstruktion geht zunächst nach Düren, wo sie mit Säure gebeizt wird, um sie korrosionsbeständig zu machen. Erst danach schweißt das Team von Graeven Metalltechnik die beiden Teile zusammen. Mittlerweile liegt die erste Röhre sicher festgezurrt auf dem Transporter. Fahrer Günter Hain zieht die Überbreiteschilder hervor. Fahren darf er allerdings noch nicht. Das Ganze ist mit einer LKW-Gesamtlänge von 18 Metern und einer Breite von 3,40 Metern eine Sonderfahrt und die darf aufgrund ihrer Größe erst ab 22 Uhr mit Begleitfahrzeug starten.

Feierabend ist aber noch nicht in Sicht. Die zweite 13 Meter lange Röhre, die noch in der Halle auf Drehvorrichtungen liegt, wartet auf ihre Umbettung auf den zweiten Schwerlasttransporter. Mitarbeiter schieben die Holzsättel unter und befestigen sie mittels Gewindestangen und weiteren Balken. Die gelben Schwerlastrollen werden untergeschoben. Einsatz für den Gabelstapler. Mit seiner Hilfe wird das 15 Tonnen schwere Ungetüm aus der Halle gezogen. Draußen wartet schon der Kran, es geht weiter.