„Das Verfahren zu stoppen, wäre fahrlässig“
40 Bürger protestierten gegen die Bebauung des Minoritenplatzes – aber vergeblich.
Neersen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Jürgen Hansen (SPD) gab den vielen Kritikern am Bauvorhaben auf dem Minoritenplatz, die zur Sitzung des Planungsausschuss gekommen waren, zu verstehen: "Das Verfahren lief über mehr als zehn Jahre. Es jetzt zu stoppen oder zu verändern, wäre fahrlässig. Während der langjährigen Diskussion hätte die Möglichkeit zum Mitgestalten bestanden - jetzt steht der Bagger vor der Tür."
Zuvor hatte Anwohnerin Claudia Reiners ausführlich ihre Bedenken vortragen dürfen. Sie bezogen sich unter anderem auf den "Mega-Parkplatz" mit über 90 statt der erforderlichen 50 Stellplätze, auf die Belastung durch den Anlieferverkehr und darauf, dass der Komplex nicht zur dörflichen Struktur passe.
Pikant: Die Worte, mit denen Claudia Reiners die Technische Beigeordnete Martina Stall zitierte: "Mein Planungsausschuss entscheidet, wie ich das will." "Unverschämt", so die Reaktionen auf diese angebliche Äußerung, die der Ausschussvorsitzende Jochen Kock (SPD) anzweifelte.
Der Appell von Frau Reiners blieb ohne Konsequenzen: "Ich bitte, die Planung mit dem gebotenen Augenmaß zu verwirklichen." Außerdem solle der Rat hierüber am 28. August noch nicht entscheiden.
Im Ausschuss herrschte seltene Übereinstimmung in Bezug auf die Umsetzung der Maßnahme. Auf dem Minoritenplatz sollen Senioren-Wohnungen und ein Kaiser’s-Markt entstehen. Trotz des geballten Protestes - rund 40 Bürger waren eigens zur Sitzung gekommen - blieben die Ausschussmitglieder ihren Positionen treu.
"Der Bebauungsplan wurde schon vor Jahren beschlossen - es ist nicht sinnvoll, jetzt von vorne zu beginnen", gab Paul Schrömbges (CDU) zu verstehen. Gerade in Neersen sei die Kaufkraftbindung besonders gering, das müsse sich ändern. Und: "Der geplante dreigeschossige Baukörper passt sich der Umgebung an."
Martina Stall gab zu, dass auf Wunsch von Kaiser’s mehr Stellplätze zur Verfügung gestellt werden, als gesetzlich erforderlich wären. Jürgen Hansen (SPD) betonte die Notwendigkeit, die Ortskerne zu beleben und die Ortsteile "nicht zu Schlafdörfern zu degradieren". Änderungswünsche der Anwohner seien so weit wie möglich, berücksichtigt worden.