Willich: Wenn Schaulustige beim Einsatz herumpöbeln

Die Blauröcke sehen sich zunehmend mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Zwei herausragende Einsätze gab's 2007.

Schiefbahn. "Die Feuerwehr ist eine Herzensangelegenheit der Politik": Solche Worte aus dem Mund des Stellvertretenden Bürgermeisters Hans Kothen taten den Blauröcken auf ihrer Jahreshauptversammlung in der Schiefbahner Kulturhalle sichtlich gut.

Zuvor hatten Wehrführer Thomas Metzer und Kreisbrandmeister Klaus Riedel den Blick auf dem Großeinsatz in Ludwigshafen gerichtet, wo Feuerwehrleute beschimpft, bedroht und tätlich angegriffen worden waren. Menschen, die äußerst gereizt reagieren, wenn die Feuerwehr ihre Pflicht tut, gebe es leider auch in Willich.

Thomas Metzer beschrieb eine mögliche Konsequenz aus Pöbeleien, denen die Feuerwehrleute hin und wieder ausgesetzt seien: "Man fragt sich, ob das überhaupt noch das richtige Hobby ist." Das sei vor allem für die Stadt überhaupt nicht gut. Geschäftsführer Johannes Zensen hatte errechnet, dass eine Freiwillige Feuerwehr rund 1,3 Millionen Euro preiswerter sei als eine Berufsfeuerwehr - und das Jahr für Jahr.

Rückblickend hatte es im Jahr 2007 zwei herausragende Schadensereignisse gegeben: Den Sturm Kyrill im Januar und der Chemieunfall in einer Neersener Fabrik im Herbst - allein auf diesen Einsatz gehen 13 der 17 Dienstunfälle des Jahres zurück.

"Feuerwehrleute sind Helden, aber keine Götter", gab Kreisbrandmeister Klaus Riedel zu verstehen. Und er kündigte folgendes an: "Wir werden an einem Punkt ankommen, an dem wir den Bürgern sagen müssen, wir wollen für Dich nichts tun, weil es nicht notwendig ist." Das könne beispielsweise für Fälle gelten, wo ein Baum auf einem Privatgrundstück umgestürzt sei, von dem aber keine Gefahr ausgehe.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd-Dieter Röhrscheid bedankte sich dafür, dass die Feuerwehr seinem krebskranken Enkel Linus ohne irgendeine Verpflichtung geholfen habe: "Während der Typisierungsaktion war die Feuerwehr mit der großen Drehleiter vorgefahren. Und an St.Martin durfte Linus den Zug vom Feuerwehrauto aus beobachten - das sind für mich Beispiele für die Hilfsbereitschaft der Willicher Feuerwehr."

Blauröcke Die Freiwillige Feuerwehr in Willich hat 237 aktive Mitglieder - vier weniger als vor einem Jahr.

Alarm Die Zahl der Einsätze und Alarmierungen betrug 352.

Feuer Die Zahl der Brände lag bei 78 und ging um 40 Prozent zurück. Es war kein einziger Großbrand zu verzeichnen.

Technische Hilfe 167 Mal rückte die Feuerwehr zu technischen Hilfeleistungen aus, was einem Minus von elf Prozent entspricht.

Falscher Alarm Die Zahl der Fehlalarmierungen stieg um 69 Prozent auf 107.

Einsatzstunden Bei Übungen und Einsätzen wurden insgesamt 37 966 Einsatzstunden geleistet.