Konzert des Jugendsinfonieorchesters Wenn die Seele tanzt
Düsseldorf · György Mészáros gab einen glänzenden Einstand mit dem Jugendsinfonieorchester.
Es war die Nagelprobe, das erste Konzert des Jugendsinfonieorchesters (JSO) der Tonhalle unter neuer Leitung von György Mészáros. Nach gegenseitigem Beschnuppern während der Probephase zeigte sich nun im gut besuchten Mendelssohn-Saal, wie das Orchester im Ernstfall mit dem Dirigenten harmoniert.
Schon nach der Eröffnung des Abends mit Zoltán Kodálys „Tänzen aus Galanta“ entstand der Eindruck, dass dem jungen Paar eine glückliche Zeit beschieden sein könnte. In seiner kurzen Begrüßung des Publikums hatte der aus Ungarn stammende Dirigent gesagt, er wolle mit dieser Musik aus seiner Heimat die Seele zum Tanzen bringen. Und dies gelang etwa dadurch, dass er Tempi und rhythmische Akzente fein abstimmte. Das Orchester sprach gut an auf das gleichermaßen ökonomische und präzise Dirigat und machte das Federnde der Tanzrhythmen hörbar. Um mitzureißen, waren besonders hohe Geschwindigkeiten gar nicht nötig – im Gegenteil: Durch die genaue Tempo-Dosierung kam der ländliche Charme der Volkstänze besonders natürlich zum Ausdruck.
Im JSO gibt es immer ein paar Niveau-Unterschiede. Manche Mitglieder sind schon sehr weit mit ihren Instrumenten gekommen, einige brauchen noch etwas Zeit. So waren aus der Gruppe der Holzbläser exquisite Soli zu vernehmen (vor allem Klarinette und Flöte), während den Hörnern noch ein paar Unsauberkeiten unterliefen. Deutlich wurde das auch in den beiden anderen Werken des Abends: Tschaikowskis Violinkonzert und der 5. Symphonie Es-Dur von Jean Sibelius.
Die Sibelius-Symphonie erwies sich als größte Herausforderung für das Jugendsinfonieorchester: Die komplexe, vielschichtige Klangstruktur schien stellenweise zu zerbröseln.
Zwischen Glücksgefühlen
und Melancholie
Umso stabiler und befreiter wirkte das Spiel an den vielen hymnischen Stellen der Komposition, die zwischen Glücksgefühlen und Melancholie wandert oder beide Stimmungen – ähnlich wie bei Gustav Mahler – schichtet. Die gesamte Dramaturgie wiederum gelang durch das klug disponierte Dirigat ungemein kraftvoll.
Nicht bis in den letzten Winkel perfekt, aber solide gelang das Tschaikowski-Konzert. Mit dem Geiger Erik Schumann, dessen Vater viele Jahre Mitglied der Düsseldorfer Symphoniker war, stand ein im besten Sinne berechenbarer Solist zur Verfügung. Der Violinist besitzt zwar viel Temperament, aber auch eine schnörkellose, unparfümierte, geradezu lateinisch klare Art zu spielen. Er wirkte zudem sehr umsichtig, ließ sich nicht einfach begleiten, sondern achtete genau aufs Orchester und gab auch schon mal mit Schulter oder Ellbogen einen Einsatz – freilich ohne Mészáros beschäftigungslos zu machen. Dass er dem Orchester mit manchem Accelerando im Finalsatz davonlief, tat dem Schwung des Ganzen keinen Abbruch.
Mit der Zugabe, dem Andante C-Dur aus Bachs Violinsonate Nr. 2 a-Moll, zeigte Erik Schumann, wie schön ein schlichtes Spiel sein kann. Es war bereichernd wie der gesamte Abend.