Festakt Amberbaum ist die neue Dorfkastanie
Mettmann · Statt einer Königshofkastanie schmückt nun ein königlicher, hitzeresistenter Amberbaum den Platz – ein willkommenes, klimawandelfestes Geschenk der Aule Mettmanner zum Stadtjubiläum.
Ein schöneres Wetter hätten sich die Aule Mettmanner für ihren Festakt nicht aussuchen können: Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und eine leichte Herbstbrise erfreuten die weit über 50 Schaulustigen, die sich am Samstagnachmittag zur Einweihung des neuen Baumes am Königshof versammelt hatten. Im Hintergrund spielte ein Aule auf seiner Drehorgel Jahrmarktmelodien, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu wecken, während die bereits Versammelten das neue Gewächs in unmittelbarer Nähe zum Treppenaufgang zwischen Königshof und Lavalplatz bestaunten.
„Das ist aber schon ein großer Baum“, meinte der eine oder andere, der sich bei der Ankündigung und Einladung der Aule Mettmanner ein kleines Pflänzchen vorgestellt hatte. Doch wie Vereinsvorsitzender Friedel Liesenkloß deutlich machte, hatte er bei Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bereits angekündigt, dass es ein ordentlicher Baum und kein Bäumchen sein würde, den die Aulen anlässlich des Stadtjubiläums an ihre Heimatstadt spenden würden.
Die gezackten Blätter des neuen Gewächses leuchteten an diesem Nachmittag kupferrot und rostbraun im Sonnenschein und boten ein perfektes Kontrastprogramm zu den umliegenden Ahornbäumen, deren Blätter sich bereits gelb verfärbt hatten und vom Wind langsam von den Ästen gewehrt wurden. Eigentlich, erzählte zweite Vorsitzende des Vereins, Anita Schäfer, hätten die Aulen gerne einen Kastanienbaum gepflanzt, so wie er einst auch an dieser Stelle für mehrere Jahrhunderte gestanden hatte. Doch der sei heutzutage sehr anfällig und nicht mehr klimaresistent.
Die Königshofkastanie hatte Anfang der 1990er gefällt werden müssen, nachdem sich die Miniermotten eingenistet und den Baum ausgehöhlt hatten. Wie Aule Otto Kahm, ehemaliger Leiter des Grünflächenamtes der Stadt, in einer aktuellen Ausgabe des Heimatblatts „Medamana“ schreibt, musste bereits Ende der 1970er und 1980er Jahre „mit baumchirurgischen Maßnahmen die Standsicherheit des Baumes erhalten werden.“ Allen Bemühungen zum Trotz blieb am Ende nichts anderes übrig, als die prächtige Königshofkastanie zu fällen.
Gut 30 Jahre lang blieb die Stelle unbesetzt, bis zum Stadtjubiläum in diesem Jahr, das die Aulen zum Anlass genommen haben, die Geschichte aufleben zu lassen, mit einem klimaresistenten Zukunftsbaum.
Auf Empfehlung von Kahm und seinem Nachfolger im Grünflächenamt, Ferdinand Ortmann, haben die Mitglieder des Heimatvereins einen Amberbaum ausgewählt, der ursprünglich in Nordamerika beheimatet war. Mittlerweile ist der Amberbaum aber genauso lange in Europa beheimatet wie es die Mettmanner Freiheit gibt, nämlich seit 600 Jahren, erläuterte Friedel Liesenkloß bei seiner Ansprache.
Der Zukunftsbaum, der ebenso gut mit Trockenheit und Frost zurechtkommt, in heißen Sommern mit einem halben Liter Wasser in der Woche zufrieden ist und den Winter auch bei minus 24 Grad aushält, könne bis zu 25 Meter groß werden und habe eine Lebenserwartung von 400 Jahren. Überzeugt habe die Aulen der Amberbaum auch deswegen, weil sich seine Früchte, wie auch bei der Kastanie, prima zum Basteln eigne.
Bürgermeisterin Sandra Pietschmann freute sich sichtlich über das Geburtstagsgeschenk der Aulen. „Sie haben einen prächtigen Baum ausgesucht, der nicht nur wunderschön anzusehen ist, sondern auch ein Stück Stadtgeschichte aufleben lässt“, sprach das Stadtoberhaupt und skizzierte dabei die möglichen Erlebnisse unter der ehemaligen Kastanie, wie etwa der erste Kuss. Ob jemand der Anwesenden solche Erinnerungen hegte, wurde allerdings nicht verraten. Geschmunzelt wurde dennoch.