Ausbildung: Eine Station in der Hand von Schülern
20 Krankenpflegeschüler übernahmen jetzt eine Woche lang eine Abteilung im Krankenhaus Neuwerk.
Mönchengladbach. Zwei Tage haben sie gebraucht. Dann hatten sie die Station im Griff. Die Rede ist von den 20 Schülern im letzten Ausbildungsjahr für Krankenpflegeberufe am Krankenhaus in Neuwerk, die eine Woche lang selbstständig die Station 21 für Unfallchirurgie geleitet haben.
Mit ihren Lehrerinnen Klara-Maria Breher und Birgit Jansen haben sie im Vorfeld die Krankheitsbilder studiert, über die anfallenden Arbeiten nachgedacht und den Tagesablauf schriftlich fixiert. "Der Ordner lag dann im Schwesternzimmer und wir konnten zur Not darin nachlesen, was zu tun ist", berichtet Schülerin Jennifer. Ebenfalls "zur Not" standen einige der examinierten Stationsschwestern im Hintergrund zur Verfügung. "Die anderen haben Urlaub gemacht oder sie wurden auf anderen Stationen eingesetzt", sagt Klara-Maria Breher.
Zusammen mit Birgit Jansen haben sie im Anschluss an jede Schicht Revue passieren lassen, was gut lief, was geändert werden muss, wo wer noch welche Unterstützung brauchte. "Da hat man ganz schnell gesehen, wo man seine Schwächen hat und noch etwas tun muss", sagt Tanja im Hinblick auf die Prüfung im November.
Jetzt kamen sie auch mit Aufgaben in Berührung, die beim "normalen" Einsatz auf der Station von den Examinierten Schwestern geleistet werden. Das Einpflegen der Patientendaten in den Computer, die Visiten. "Da haben wir mal gesehen, wieviel Arbeit und wieviel Stress damit verbunden ist", sagt Jennifer.
Sogar die Dienstpläne haben sie selbst ausgearbeitet. "Tanja haben wir zur Stationsleiterin gewählt", berichtet Jennifer weiter. Sie erschien den anderen kompetent, fair und verfügte bereits über Erfahrung auf einer Chirurgie. "Und das haben wir richtig eingeschätzt", sagt Jennifer im Rückblick. Tanja wiederum war ebenfalls überrascht. "Die anderen haben auf mich gehört, wenn ich gesagt habe, wie was koordiniert werden soll."
Die Patienten haben sich ebenfalls gefreut. "Jetzt haben sich 20 Leute um sie gekümmert", sagt Jansen, viel mehr Personal als sonst auf der Station eingesetzt wird.
Das Projekt lief in diesem Jahr zum vierten Mal am Neuwerker Krankenhaus. "Einmal war es auf einer Inneren, einmal auf einer Allgemeinen Station", so Breher. "Das hat unsere Teamfähigkeit noch einmal gestärkt", sagt auch Schülerin Julia.
"Das war eine gute Vorbereitung auf den Berufsalltag", sagt Tanja weiter. Schließlich wird man nach dem Examen im November auf sich allein gestellt arbeiten müssen. "Trotzdem war das nicht nur Stress, sondern hat auch Spaß gemacht."
Ungewiss ist allerdings, ob die berufliche Zukunft der 14 jungen Frauen und sechs jungen Männern in Neuwerk liegen wird. "Wir wissen noch nicht, wieviele Stellen im Herbst neu zu besetzen sein werden", sagt Breher. "Und wo das sein wird", ergänzt Jennifer. Schließlich will nicht jeder auf jeder Station arbeiten. "Aber unsere Schüler haben immer Stellen gefunden", sagt Breher.