Gefahr: Bagger trifft Ventil

Gas: Wohl weil Pläne von Leitungen nicht vollständig sind, kam es in Rheydt zur Evakuierung.

Mönchengladbach. Vieles deutet darauf hin, dass nur glückliche Zufälle eine Katastrophe mitten in Rheydt verhindert haben: Am Donnerstagmorgen, gegen 7.30 Uhr, wurde bei Bauarbeiten auf der Schlossstraße eine Hochdruckgasleitung beschädigt. Selbst Anwohner an einem anderen Teil der Straße berichteten später von "komischem Geruch" in der heimischen Küche bei offenem Fenster.

"Ich denke, dass hätte schon eine heftige Explosion mit mehreren einstürzenden Häusern geben können, wenn es einen Funken gegeben hätte", sagte der zuständige Einsatzleiter der Feuerwehr, Christian Küppers, unserer Zeitung. So hätten die Bauarbeiter auch richtig reagiert, indem sie die Stelle sofort abgesperrt und die Bewohner der umliegenden Häuser durch Klopfzeichen alarmiert hätten - auch durch elektrische Türklingeln können nämlich Funken entstehen.

Die Feuerwehr rückte an, sowohl zweihundert Meter der Schlossstraße als auch Nebenstraßen wurden gesperrt. Nach Angaben des Einsatzleiters wurde die Konzentration des Gases permanent gemessen, es herrschte zeitweise eine "explosive Atmosphäre".

Zwei Häuser in unmittelbarer Nähe zur Gefahrenstelle wurden von der Feuerwehr evakuiert, etwa 15 Menschen verließen ihre Wohnungen. Eine ältere Frau kam erst heraus, als die Warnung in ihrer Muttersprache Türkisch über Lautsprecher ertönte. Dramatisch wurde die Situation dann noch einmal, als drei Schulbusse in der Nähe hielten und zahlreiche Kinder ausstiegen. "Die wurden von uns schnell weitergeschickt", so Küppers. "Im Laufschritt" hätte das geschehen müssen, das Risiko sei noch nicht einschätzbar gewesen.

Die bei solchen Vorfällen stets verständigte NVV, die nach Angaben von Unternehmenssprecher Helmut Marmann wenige Minuten nach Eingang der Meldung mit mehreren Mitarbeitern vor Ort war, konnte die Gasleitung nach etwa einer halben Stunde "abschiebern", sprich: den Austritt des Gases stoppen. Am Abend des selben Tages meldeten besorgte Anwohner noch einmal Gasgeruch. Feuerwehr und Versorger NVV stellten daraufhin restliche "Aufgasungen" im Erdreich fest. Diese seien aber ungefährlich gewesen.

Es stellt sich die Frage nach den tieferen Ursachen für den Unfall. Nach Informationen der WZ gibt es offenbar nur drei oder vier Hochdruckgasleitungen dieser Art in der Stadt, an die aufgrund ihrer Lage viele Meter unter der Erde normalerweise kein Bagger herankommt. Vermutlich war es ein viel höher liegendes Absperrventil an einer Zuleitung zum nahen Kabelwerk, dass die Baggerschaufel traf.

Infos Bei Erdgas handelt es sich um ein Gasgemisch, das mit einem warnenden Geruchsstoff angereichert wird. Sehr gefährlich ist es nach Expertenaussage, wenn es zum Beispiel in Räume eindringt und sich dort ein explosives Gemisch mit dem Sauerstoff in der Luft bildet und es zu Funkenschlag kommt.