Kopfstand, Kuhstall, Katastrophen
Wilhelm Gerhards trägt aus seiner Geschichten-Sammlung vor.
Mönchengladbach. Es gibt unzählige Geschichten über Orte, Menschen und Ereignisse. Doch um sie lebendig zu machen, muss es jemanden geben, der sie erfährt und weitererzählt. Wilhelm Gerhards ist so jemand. "Ich höre sehr viel und stelle viele Fragen. So habe ich diese Geschichten gefunden und aufgeschrieben", erklärt der aus Gladbach stammende Autor, der seit seinem 16. Lebensjahr zahlreiche Gedichte und Prosatexte veröffentlicht hat.
"Was die Niers uns flüstert" heißt sein aktuelles Buch, das der Journalist, Buchautor und Kaufmann jetzt in der Buchhandlung Prolibri vorstellte. Seine Befürchtung, als Prophet im eigenen Haus finde er in seiner Heimatstadt keine Beachtung, erfüllte sich an diesem Abend nicht. Rund 20 Zuhörer kamen zur ersten Lesung Wilhelm Gerhards’ vor heimischem Publikum und ließen sich die Geschichten und Anekdoten aus dem alten Gladbach, Rheydt, Wickrath und Rheindahlen erzählen.
Sie handeln von den Katastrophen, die passieren können, wenn man die Cellistin der Symphoniker liebt, vom Gladbacher Original Joste(n) Harry, dem Clown, der im Kopfstand ein Bierglas leeren konnte, oder von der Niers, die, laut den Erzählungen der Großmutter, im eigenen Kuhstall entspringt.
Es ist sicher kein Zufall, dass der Mönchengladbacher über Menschen und Ereignisse erzählt, die aus seiner niederrheinischen Heimat stammen. "Der Autor, ein Kind des Rheinlandes, hat den Menschen zugehört, die Landschaft erkundet und im Laufe seiner Jahre selbst einiges am Niederrhein erlebt", berichtet Wilhelm Gerhards seinen Zuhörern. Der Niers, dem kleinen Fluss, der sich durch Mönchengladbach schlängelt, habe er seine Geschichten über die Heimat und die Mentalitäten der Menschen abgelauscht.
So poetisch wie diese Deutung sind auch Gerhards’ Erzählungen - manchmal wehmütig, immer voller Nachdenklichkeit und mit viel Liebe zu seiner rheinischen Heimat.