<strong>Mönchengladbach. "Der Wahnsinn bricht schon wieder aus", ruft "Nudel-Ralli" und blickt hinüber zum Verkaufswagen ihres schreienden Kollegen. "Schinken-Eberhard" stopft gerade Schinken und Salami in eine Plastiktüte. Der bunt bemalte Stand ist seine Bühne, hier preist der Händler in T-Shirt und mit Goldkettchen um den Hals fast pausenlos seine Ware an. "Ich träume nachts von Schinken und Mettwurst", sagt er. Und immer dann, wenn die vor seinem Wagen stehenden Menschen zwar lachen, aber nichts kaufen, spricht er die potenzielle Kundschaft gezielt an: "Hey, du da vorne, du siehst so blass aus. Du musst mehr Wurst essen", rät Eberhard.
Ruhiger geht es derweil bei "Blumen-Appi" zu, der seine Ware in handlichen Plastiktöpfen verkauft. Doch auch er kann sich die verkaufsfördernde Kollegen-Schelte nicht verkneifen: "Ich hab’ nur schöne und teure Sachen dabei - billig und geschmacklos gibt’s nebenan."
Als Rudolf Horn, wie Nudel-Ralli richtig heißt, vom Wagen steigt, verrät er, dass man für das Brüllen eine bestimmte Atemtechnik brauche. "Aus dem Bauch - übers Zwerchfell", sagt er. "Und heißen Tee trinken, für die Stimme." Seit 15 Jahren zieht er das ganze Jahr über mit seinen Kollegen durch Deutschland.
Seiner Ansicht nach ist die Lautstärke nicht alles. "Ein guter Marktschreier muss geistreich sein", sagt er und meint, dass es darum gehe, die derbsten Sprüche zu klopfen.
Die Marktschreier sind mit ihren ruhigeren Kollegen der anderen Stände noch heute und morgen von 10 bis 20 Uhr auf dem Messegelände.