Premiere: „Mädchenjob wär’ nichts für mich“
Manuela Bongartz ist die erste Industriemeisterin im Bezirk.
Mönchengladbach. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal eine Mechatronikerin zur Industriemeisterin ausgebildet haben", gibt Ralf Pascher, Ausbilder beim Ausbildungsverbund Oerlikon Schlafhorst, zu.
Bis jetzt - mit Manuela Bongartz hat nun die erste Frau ihre Industriemeister-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.
"Dass ich die erste Industriemeisterin im Kammerbezirk bin, wusste ich gar nicht. Ich wollte nur beruflich einen weiteren Schritt nach vorne gehen", erklärt die gebürtige Gladbacherin.
Seit 20 Jahren bietet das Bildungswerk der Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie (UME) die Industriemeisterausbildungen in den Fachrichtungen Metalltechnik und Elektrotechnik an. Vor fünf Jahren kam der Mechatroniker hinzu. "Wer diesen Lehrgang erfolgreich abschließt, ist eine Führungskraft und fachliche Autorität. Dadurch ergeben sich größere Aufstiegschancen", erklärt Pascher.
Als Exotin sieht sich Bongartz nicht: "Ich habe keine Vor- oder Nachteile gehabt, nur weil ich eine Frau bin. Das spielte überhaupt keine Rolle und war auch schon während meiner Lehrzeit kein Problem." Die 24-Jährige begann vor acht Jahren ihre Ausbildung bei Daimler in Düsseldorf, und dort arbeitet sie immer noch in der Instandhaltung. "Wir kommen ins Spiel, wenn bei der Fertigung Probleme in der Industrieelektronik auftreten".
"Sie hat zweifellos eine technische Begabung. Und sie kann sich durchsetzen. Das sind Voraussetzungen, die man als Meister mitbringen muss", betont Pascher.
"Der Lehrgang war eine Herausforderung, die Spaß gemacht hat. Trotzdem bin ich froh, dass er nun zu Ende ist", gesteht die Absolventin. Denn neben ihrer Früh- und Spätschicht hat die Mechatronikerin dreieinhalb Jahre lang bis zu viermal die Woche nach Dienstschluss die Schulbank gedrückt. Familie und Freunde mussten da oft auf sie verzichten. Jetzt hofft Bongartz, am Meisterentwicklungsprogramm ihres Arbeitgebers teilnehmen zu können.
Sich für einen typischen Männerberuf entschieden zu haben, hat sie nie bereut. "Ein Bürojob oder ein typischer Mädchenberuf - das ist einfach nichts für mich", sagt sie.