Rückblick: Land unter in Odenkirchen
Mit einer Wasserflut hatte der Stadtteil im März 1947 zu kämpfen - wegen der Schneeschmelze.
Mönchengladbach. Emil Knour blickt gedankenverloren auf den Badhotelweiher im Zentrum von Odenkirchen. "Im März 1947 war von dem Teich nichts mehr zu sehen, das ganze Gebiet war überschwemmt und ein einziger großer See", erinnert sich das Mitglied des Odenkirchener Heimatvereins an ein Ereignis, das vor genau 60 Jahren die Bürger in Angst und Schrecken versetzte. Vom 11. bis zum 19. März stand Odenkirchen unter Wasser.
Hochwasser hatte es in dem Ort bereits mehrmals von 1789 bis 1799 und 1941 gegeben. 1947 sei es jedoch besonders stark gewesen, so Knour, der damals 16 Jahre alt war. "Wir Jungs hatten Spaß daran, für uns war das alles aufregend. Aber für die Erwachsenen war das Ganze weniger angenehm, ihre Häuser, manche Geschäfte und Fabriken und auch die Straßen wurden teilweise stark beschädigt. Insgesamt entstand ein Schaden von zwei Millionen D-Mark."
Der Grund für die Katastrophe: In den Wochen zuvor hatte es heftig geschneit. Am 10. März begann es abends plötzlich zu tauen und zu regnen. Die Wassermassen konnten jedoch nicht in den noch hart gefrorenen Boden sickern. Das Wasser stieg immer mehr, und in der Nacht trat auch die Niers über die Ufer. "Ich wachte von dem Sirenengeheul auf, das die Leute warnen sollte. Manche Teile Odenkirchens waren nur noch mit dem Boot zu erreichen", erzählt der heute 75-jährige Knour.
Im Laufe des Tages stieg das Wasser bis zu einem halben Meter. Die Straßen verwandelten sich in Bäche, die teilweise eine starke Strömung hatten. Schulen mussten schließen, damit auch die Kinder aus den Außenbezirken noch rechtzeitig nach Hause kommen konnten. Viele Einwohner schafften es nicht mehr, ihre Keller und Untergeschosse leer zu räumen und flüchteten in die oberen Stockwerke. Die Menschen, die in ihren Häusern durch das Wasser eingeschlossen waren, wurden von Rettungskräften in Booten mit Lebensmitteln versorgt. "Man hatte Angst, dass das Wasser immer höher steigen würde und das etwas Schlimmes passieren könne", so Knour, dessen Elternhaus verschont wurde. Eine Woche lang musste Odenkirchen zittern, dann ging die Flut zurück. Zum Glück hatte es keine Verletzten gegeben, aber es gab jede Menge aufzuräumen.
Um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, wurde im Wetschweller Bruch ein Rückhaltebecken gebaut, in dem sich Wassermassen ansammeln können. Dadurch konnten schlimmere Schäden bei einer erneuten Überschwemmung wie im März 1963 verhindert werden.