Schulden: 1,04 Milliarden

Stadt verliert Geld bei Derivaten. Kuckels rechnet mit weiterer Verschlechterung.

Mönchengladbach. Gladbach entwickelt sich immer mehr zur Schuldenstadt. Mit mehr als 1,036 Milliarden Euro steht die Kommune im Moment in der Kreide. Tendenz steigend.

Denn für 2010 und folgende Jahre rechnet Stadtfinanz-Chef Bernd Kuckels (FDP) mit einem drastischen Anstieg der ohnehin tiefroten Zahlen. Vor allem die Folge der Wirtschaftskrise und sinkender Steuereinnahmen. Konkretes sagte Kuckels auf Fragen der WZ nicht.

Dass angesichts dieses Finanz-Desasters ein engagiertes Zins- und Schulden-Management gefragt ist, haben Kuckels und die Politik längst erkannt. Die beiden Diplom-Betriebswirte Tim Thivessen und Sven Peters sind bei der Stadt die "Jongleure", die den hektischen Finanzmarkt beobachten oder mit durchschnittlich fünf bis sieben europäischen Großbanken über Zins- und andere Konditionen verhandeln.

Beispiel Kassenkredite: Damit die Stadt überhaupt "flüssig" bleibt, bedient sie sich eines Dispokredits, der am vergangenen Dienstag 677,2 Millionen Euro betrug und laut Ratsbeschluss 750 Millionen Euro nicht überschreiten darf.

Das Gros dieser Schuldsumme - 537,2 Millionen Euro - läuft über das Tagesgeld mit günstigen rund 0,8 Prozent Zinsen. Die Differenz zwischen Tagesgeld und Dispo von 677,2 Millionen Euro müsse dagegen mit Sätzen von 3,069 bis 3,482 Prozent verzinst werden.

Im Hauptausschuss informierte Thivessen über das städtische Finanzgebaren. Und sagte, dass die Kommune mit Derivaten in Höhe von 175 Millionen Euro Geld verloren hat. Genau 964947 Euro. Kuckels: "Deshalb zocken wir aber noch lange nicht um jeden Preis." Wie Hagen oder Neuss. Die städtische Finanzpolitik sei "transparent, es gibt auch bei unseren Derivaten eine klare Risiko-Abgrenzung".

Riskant sind die Geschäfte - der Stadtrat gab dazu die Erlaubnis - so oder so. Bei dem Finanzinstrument wird mit der Zinssatz-Entwicklung und den unterschiedlichen Erwartungen der Beteiligten spekuliert. So kommt es etwa zum Tausch ("swap") zwischen Darlehen mit festen und variablen Zinsen. Das Verlust-Geschäft bezog sich auf vier Derivate, derzeit sei die Stadt hier außen vor.

Wegen der hohen Schulden hat Gladbach in den vergangenen vier Jahren 151 Millionen Euro Zinsen gezahlt. Damit hätte man in einem Jahr fast alle 3000 Stadtmitarbeiter entlohnen können.

Die Miesen gehen an die Substanz. 2020, hat Kuckels prognostiziert, sei das Milliarden-Vermögen der Stadt (Gebäude, Kunstgegenstände usw.) komplett bei den Banken verpfändet. Mittlerweile befürchtet der FDP-Politiker, dass der Bankrott schon ein paar Jahre früher eintritt. Es sei denn, man tritt fest auf die Schuldenbremse.

Grüne und Linke kritisieren die Verluste aus Derivaten: Das sei kein Grund zu klatschen. SPD, FDP, CDU und FWG erklären, Kuckels&co. hätten keine Fehler gemacht.