Und plötzlich war Hilfe da

Spende: Albert Sturm hat lange auf einen Elektro-Rollstuhl gehofft. Die Kasse zahlte nicht – jetzt bekam er ihn von Fremden geschenkt.

Mönchengladbach. Albert Sturm ist immer aktiv gewesen. Ob Tanzen, im Gospelchor singen oder im Radio mitmischen - seine Hobbies waren vielseitig. Ehrenamtlich half er, wo er gebraucht wurde, auch wenn es als Nikolaus oder Osterhase für Kinder im Krankenhaus war. "Ich mache etwas gratis, aber ich hoffe nicht umsonst" beschreibt der heute 53-Jährige seine Motivation.

Als er im Jahr 2003 einen Schlaganfall erlitt, war er plötzlich selbst auf Hilfe angewiesen. Mit der Begründung, dass Sturm nicht in der Lage sei, alleine unterwegs zu sein, lehnte die Krankenkasse den Antrag auf einen elektrischen Rollstuhl für den halbseitig gelähmten Mann ab.

Nun gab es dann dank vieler helfender Hände eine Überraschung. "Ich habe das Ganze als Familientag für Jung und Alt deklariert", erzählt Werner Geratz, Inhaber des Tanzlokals Yesterday, über das von ihm initiierte Fest. Schließlich sollte Sturm nicht wissen, dass es ihm zu Gunsten veranstaltet wird und er am Abend einen elektrischen Rollstuhl bekommt.

"Wenn ich von Problemen höre, setze ich mich damit auseinander und versuche zu helfen", erzählt Geratz. Und so war der vergangene Sonntag ein Tag der Hilfe. Es gab eine Hüpfburg für Kinder, Showeinlagen des Tanzteams "The Crazy Boogie Legs" und Gospelgesang des Quartetts "Pray´Sis". Die Besucher konnten auf einer Fahrradtheke durch die Straßen fahren oder auch ihr Glück bei der Tombola versuchen. Für Stimmung sorgte auch der Sänger Jürgen-Peter.

Leider kamen nur rund 90 Besucher ins Tanzlokal. "Es wäre schön gewesen, wenn es ein bisschen mehr gewesen wären", bilanziert Geratz ein wenig enttäuscht. Doch auch wenn die Einnahmen bei unter 1 000 Euro lagen, den Rollstuhl bekam Sturm trotzdem.

Als Werner Geratz das Mikrofon in die Hand nimmt und ankündigt, endlich das Geheimnis des Tages zu lüften, hört Albert Sturm interessiert zu. Als sein Name fällt und schließlich der elektrische Rollstuhl vor seiner Nase steht, ist ihm anzusehen, dass er mit den Tränen kämpft. Kurze Zeit später bedient Sturm schon den Joystick und fährt eine Runde.

"Ich fasse das noch nicht, das muss ich erst verarbeiten", gibt Sturm zu. "Jetzt kann ich zum ersten Mal seit dem Schlaganfall meine Frau entlasten", freut sich der ehemalige Versicherungskaufmann. Und auch seine Frau sagt dankbar: "Das ist das Schönste, was uns passieren konnte. Jetzt haben wir wieder ein ganz neues Lebensgefühl."

Kosten: Ein motorgetriebener Rollstuhl kostet 4000 bis 7000 Euro. Je nach Stärke der Behinderung sind Sonderanfertigungen notwendig, die mehr als 10 000 Euro kosten können.

Spende: Mit den Tageseinnahmen sollen sowohl der Rollstuhl von Albert Sturm als auch weitere Hilfsprojekte finanziert werden.

Sponsoren: Neben Geratz selbst haben sich zahlreiche weitere Sponsoren beteiligt. Daneben ein Autohaus, ein Reisebüro, der Stadt-Sport-Bund und die Stadtsparkasse.