Unfälle: Fahrer auf der Flucht

Bei kleinen und großen Karambolagen entziehen sich die Schuldigen immer öfter ihrer Verantwortung.

Mönchengladbach. Vollpepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen - hinein in den großen Ärger. Gerade will ich nach dem Einkaufen ins Auto steigen, da entdecke ich eine Kurve an meinem Auto, die der Designer da nicht vorgesehen hat. Verschönert noch mit ein paar Kratzern im Lack. ich schaue mich ungläubig um, sehe aber weit und breit niemanden, der sich für mein Problem verantwortlich fühlt.

So oder so ähnlich wie in diesem Beispiel ergeht es immer mehr Autofahrern, die zu ihrem parkenden Wagen zurückkehren. Sie bleiben auf dem Schaden sitzen oder werden von ihrer Vollkasko-Versicherung hochgestuft. Die Delle im Blech hinterlässt auch eine Delle im Geldbeutel.

Schon 1317-mal hat es bis Ende September in Mönchengladbach gekracht, ohne dass der Übeltäter dazu gestanden hätte. "Unfallflucht ist sehr häufig, und die Zahl steigt", sagt Polizei-Sprecher Willy Theveßen. Die Statistik der Verkehrsdelikte spricht vom "Dauerbrenner im negativen Sinn".

Dabei ist die eben geschilderte Version der Unfallflucht noch die harmloseste. Dieses Jahr gab es schon 76 Fälle in denen bei einem Unfall Menschen verletzt wurden und der Verursacher einfach weiterfuhr.

Doch was tun, wenn einem der Wagen anonym verbeult wurde? "Auf jeden Fall anzeigen", sagt Theveßen. Dann gibt die Polizei eine Meldung heraus und fordert Zeugen und natürlich Täter auf, sich zu melden. Da letztere das nicht gerne tun, hat die Polizei Mönchengladbach die Truppe verstärkt, die sich nur mit Unfallfluchtermittlungen beschäftigt - mit Erfolg. Die Aufklärungsquote bei Fahrerflucht liegt aktuell bei 69,7 Prozent. "Da konnten wir uns tatsächlich steigern", so Theveßen, der dieses Ergebnis auch der Wachsamkeit der Zeugen zuschreibt.

Die Gründe, warum sich die Menschen nach einem Unfall einfach aus dem Staub machen, sind unterschiedlich. Die einen haben Angst vor den Kosten, die anderen sagen, sie hätten die Karambolage gar nicht gemerkt. "Das ist eine Ausrede", meint Theveßen, wenn man ehrlich sei, spüre man jede kleine Berührung mit dem Auto. Abends und an den Wochenenden sind Blechbeulen außerdem oft auf Alkohol am Steuer zurückzuführen.

Bei einem Unfall mit Verletzten kommt auch ein Schock in Frage. Manche Menschen sind mit der Situation im ersten Moment überfordert.

Aber es gibt auch positive Beispiele. So suchte die Polizei nach einer Unfallflucht in der vergangenen Woche nicht etwa einen rabiaten Einparker, sondern den Geschädigten. "Manchmal meldet sich auch nur der Verursacher des Schadens, weil der Geschädigte gar nichts gemerkt hat", sagt Theveßen. Schließlich führt nicht jeder vor dem Einsteigen eine Generalinspektion an seinem Auto durch.

Ein kleiner Zettel am Scheibenwischer könnte aber dem Opfer die Stimmung retten, und dem Verursacher das gute Gewissen.