Zentralabitur: Ein Prüfungs-Tagebuch
Ninja Wangemann zählt zum ersten Jahrgang, der die Reifeprüfung nach Vorgaben des Landes absolviert.
Mönchengladbach. Es ist der Morgen des 26. März 2007. Die Uhr steht auf neun und kündigt somit die Stunde der Wahrheit an - die Stunde des ersten Zentralabiturs in Nordrhein-Westfalen. Ich kann nicht behaupten, dass ich nervös bin. Angst ist das bessere Wort dafür. Zwei Jahre wurde gegrübelt und diskutiert und letztlich blieb eine Frage immer offen: "Was werden sich die in Düsseldorf bloß ausdenken?"
Etwas zittrig falte ich meine Klausurbögen, aber es geht schon los. Jetzt ist es soweit. Im Raum wird hektisch geblättert.
Ninja Wangemann, Abiturientin
Nach einigen Augenblicken hab ich mir einen Überblick verschafft und entscheide mich für Lyrik. Ein barockes Gedicht soll analysiert und mit einem Gedicht Bertolt Brechts verglichen werden. In Gedanken gehe ich meine Karteikarten durch: Was weiß ich über die Barock-Epoche? Was muss alles in die Formalanalyse? Alles, was mir einfällt, kritzele ich auf ein Schmierblatt. Die Gedanken sind festgehalten. Wenn man ersteinmal weiß, was zu tun ist, verschwindet die Aufregung.
Einige Stunden später ist auch schon alles vorbei. Auf den sonnigen Schulhof hinauszugehen ist ein gutes Gefühl. Später unterhalte ich mich mit Anika und André, die sich beide für ein anderes Thema entschieden haben. Dabei ging es um die Analyse eines Sachtextes zum Roman "Der Vorleser" von Bernhard Schlink.
"Die Klausur hat mir die Angst vor dem Zentralabi genommen. Es war gut zu schaffen", erzählt Anika erleichtert. Auch André fand es einfacher als befürchtet: "Ich hatte weitaus schwierigere Aufgaben erwartet." Außerdem zur Auswahl standen ein medientheoretischer Text Hans Magnus Enzensbergers und ein Vergleich zweier Romananfänge - Fontane und Rilke. Eine Aufgabe, für die sich Kristina entschieden hat, die in einer anderen Schule zeitgleich ihre Deutschklausur im Leistungskurs bewältigen musste. Sie ist ebenso zufrieden über die Aufgaben wie alle, die ich treffe.
Zwei Tage später: 28. März 2007. Gleicher Ort, gleiche Uhrzeit. Englisch steht heute auf dem Düsseldorfer Klausurenplan. Dass ich nun tatsächlich überhaupt nicht nervös bin, ist auch wieder beunruhigend. Aber ich weiß ja jetzt: "Die in Düsseldorf" sind keine Ungeheuer. Egal ob Grundkurs oder Leistungskurs: In Englisch stehen nur zwei Aufgaben zur Auswahl.
Der Grundkurs kann zwischen einem Zeitungsartikel mit späterem Bezug auf den Roman "Fahrenheit 451" und einem Auszug aus einem unbekannten Roman mit späterem Bezug auf den Film "Bend it like Beckham" wählen. Mit Indien kenne ich mich besser aus, und somit entscheide ich mich für die letzte Variante.
Das Zentralabitur findet in diesem Jahr zum ersten Mal in NRW statt.
Zentrale Klausuren Sie werden vom 26. März bis zum 25. April an allen Gymnasien und Gesamtschulen in ganz NRW zeitgleich geschrieben.
Die Schüler Ninja Wangemann und ihre Mönchengladbacher "Leidensgenossen" sind nach den ersten Klausuren beruhigt. "Es war gut zu schaffen", lautet das Resumee.
Die Lehrer "Wir hatten den Eindruck, dass der Abi-Jahrgang 2007 fleißiger war als andere Dreizehner. "Diesmal gab es keine Tipps, was welcher Lehrer in der Klausur abfragt", sagt Ingrid Habrich, Sprecherin der Gymnasien.