Handball Bei Bayer Dormagen ist die Euphorie verflogen
Dormagen. · Der Handball-Zweitligist kassierte gegen die DJK Rimpar die dritte Heimniederlage.
Die Tormaschine der Zweiten Handball-Bundesliga ist außer Betrieb. 29 Treffer hatte der TSV Bayer Dormagen bis vor einer Woche durchschnittlich in einem Meisterschaftsspiel erzielt. In Eisenach kam er nicht über 24 hinaus, im heimischen Duell mit dem Tabellennachbarn DJK Rimpar vor der enttäuschenden Kulisse von 1034 Zuschauern waren es sogar nur 20. Zwei vermeidbare Niederlagen (24:28, 20:21) waren die Folge, die nicht bloß den bislang mit Stolz vorgezeigten einstelligen Tabellenplatz in Gefahr bringen. Bei einer weiteren Niederlage am Samstag beim wiedererstarkten TuS N-Lübbecke droht gar das Abrutschen in die Zone der abstiegsgefährdeten Teams. Und ob die Dormagener da mit einer jungen, in prekären Spielsituationen überfordert wirkenden Mannschaft bestehen können, ist eine Frage, die sich am Höhenberg bislang kaum einer gestellt hat in der Euphorie über das zwischenzeitliche Vordringen bis auf den sechsten Tabellenplatz.
Rimpar zerstörte das Spiel
von Bayer Dormagen
Die Antwort ist einfach: So wie in Eisenach und vor allem so wie gegen Rimpar sicher nicht. Doch die Dormagener werden damit leben müssen, dass sich immer mehr Gegner, vor allem solche, die sich gegen den Abstieg stemmen, nicht mehr darauf einlassen, dem Tempo-Handball Marke Bayer auf Augenhöhe zu begegnen, sondern ihn nach Möglichkeit zu (zer-)stören. So wie die Rimparer Wölfe. „Hätten wir uns auf das Dormagener Tempospiel eingelassen, wären wir hier untergegangen,“ sagte Ceven Klatt. Stattdessen verlegte sich der Gästetrainer auf eine Taktik, von der er selbst sagt: „Einen Schönheitspreis kannst du damit nicht gewinnen. Aber für Schönheitspreise gibt es keine Punkte.“ Für Cleverness schon. Also verschleppten die Wölfe das Tempo, als würden sie in Zeitlupe agieren, also packten sie in der Deckung rustikal zu. Beides behagt den Dormagenern, noch dazu im verletzten Heider Thomas ihres routiniertesten Feldspielers beraubt, gar nicht.
Sie brauchen den Rausch der Geschwindigkeit, um zum Erfolg zu kommen. So wie im Heimspiel gegen den HSV Hamburg, als sie zur Halbzeitpause bereits 18 Tore erzielt hatten. Am Samstag waren es im gleichen Zeitraum neun, davon vier in den ersten zehn Minuten, als die Dormagener wie schon in Eisenach mit 4:0 führten, ohne daraus nennenswertes Kapital schlagen zu können. Weil sie zu Hause spielten, dauerte es gegen Rimpar etwas länger als eine Woche zuvor, ehe sie in Rückstand gerieten. Beim 13:12 (39.) warf Benedikt Brielmeier die Wölfe, die trotz des Fehlstarts Ruhe bewahrten, erstmals in Front.
Und weil sie ihre Gäste nicht müde gelaufen hatten, konnten die Dormagener in der Schlussphase auch keine – tatsächliche oder vermeintliche – konditionelle Überlegenheit in die Waagschale werfen, die ihnen schon mehrfach in dieser Saison trotz Rückständen noch einen doppelten Punktgewinn beschert hatte. Trotz allem wäre wenigstens ein Zähler für den TSV Bayer Dormagen möglich gewesen.