Badminton: Im Land der Weltmeister dazulernen

Der 16-jährige Thomas Schotter will in China sein Spiel perfektionieren.

Osterath / Krefeld. Seine erste Urkunde bekam er 1999. Der "Erste Schritt" nannte sich die Veranstaltung, die dem achtjährigen Thomas Schotter bereits früh Talent als Badmintonspieler bescheinigte. Viele weitere Auszeichnungen folgten, auch eine Einladung zum Kadertraining. Bei der U13 wurde er mit seinem Partner Adrian Gevelhoff NRW-Vizemeister im Doppel.

Gevelhoff ist heute Deutscher Jugendmeister. "Thomas war dagegen lange Zeit ein wenig trainingsfaul", erklärt Mutter Dagmar, dass ihr Sohn sein vorhandenes Potenzial bisher nicht voll ausgeschöpft hat.

Doch das ändert sich gerade - und zwar gewaltig. Der 16-Jährige hat seinem Heimatverein Osterather TV den Rücken gekehrt und spielt nach einem Zwischenstopp beim TuS Viersen mittlerweile bei Bayer Uerdingen. Dort hat er mit dem ehemaligen Mannschafts-Weltmeister Li Ang aus China einen Trainer gefunden, der ihn seit knapp einem Jahr formt und fördert.

In der kommenden Saison rückt Schotter in den Seniorenbereich auf und spielt für Uerdingens zweite Mannschaft in der Verbandsliga. Doch zuvor steht für den Junior, der gerade an der Büdericher Gesamtschule seinen Realschulabschluss gemacht hat, noch ein großes Abenteuer an.

Zusammen mit Li Ang und fünf weiteren Talenten reist er Ende Juli für zehn Tage nach Peking, wohnt dort in einem Sportinternat und trainiert am Olympiastützpunkt mit den Weltmeistern von morgen. "Da werden die deutschen Spieler schnell wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt", weiß Bernhard Schatz, selbst Aktiver bei Bayer, der schon Jugendspieler nach China begleitet hat. "Hier bist du vielleicht der Größte. In Asien aber hast du gegen ein elfjähriges Mädchen plötzlich keine Chance. Die spielt dich an die Wand", rückt Schatz die Verhältnisse gerade.

Thomas Schotter weiß, was auf ihn zukommt, und er freut sich diebisch darauf, dazuzulernen: "Das werden ganz intensive zehn Tage, das Training ist mit Sicherheit bedeutend anstrengender." Insbesondere in Ausdauer und Geschwindigkeit könne er sich verbessern, während er die Gabe, ein Spiel zu "lesen", als seine Stärke bezeichnet. "Thomas ist schnell - schnell müde", flachst Schatz in Anspielung auf die vermeintliche Schwäche Schotters.

Dass er in der Vergangenheit nicht unbedingt der Fleißigste auf dem Trainingsplatz war, weiß er, gelobt aber Besserung. "Es war für mich zuletzt nicht immer ganz einfach in der Jugendklasse. Wir haben praktisch jedes Spiel klar gewonnen, und wenn man auf nur wenig Gegenwehr stößt, leidet natürlich die Motivation."

Das Training unter Li Ang habe ihm jedenfalls sehr geholfen. "Du hast jetzt viel mehr Gefühl am Netz", bescheinigt ihm Schatz, und auch Li Ang, der zu seinen besten Zeiten Ende der 80er Jahre die Nummer vier in der Welt war, ist voll des Lobes, wenn es um seinen Schützling geht: "Er bringt alle körperlichen Voraussetzungen mit und ist mittlerweile auch willig, zu lernen. Natürlich muss Thomas noch viel arbeiten, und dafür ist dieses Trainingscamp in Peking der ideale Einstieg."

Badminton sei in China längst die heimliche Sportart Nummer zwei, was die aktiven Sportler betrifft - noch vor Tischtennis. Und die Nummer eins? "Walken", antwortet der Asiate lächelnd.