Film über das Jugendamt: Quirinus wird ein Filmstar

Produzent Joachim Christian Huth dreht eine Dokumentation über die Arbeit des Jugendamtes.

Neuss. Quirinus ist nicht gerade der Schnellste. Mit Tippelschritten schreitet er über den Flur des Jugendamtes im Rathaus, seine Rüstung aus Pappmaché raschelt. Wie hat er es nur geschafft, von der Kuppel des Quirinus-Münsters hinab zu steigen?

Der Schutzpatron der Stadt erwacht in dem Film mit dem Arbeitstitel "St. Quirinus ist verschwunden" zum Leben. Die 20- bis 25-minütige Dokumentation wird derzeit vom Kölner Filmemacher Joachim Christian Huth im Auftrag des Jugendamtes gedreht. Huth beschreibt die Handlung: "Quirinus hört vom Münster aus ein Weinen. Daraufhin zoomt er mit seinem übermenschlichen Blick in ein Fenster und beobachtet, wie ein Kind weint, weil es vernachlässigt wird. Als er auch noch einen Streit mitbekommt, hält er es nicht mehr aus und klettert vom Münster."

Quirinus, dargestellt von Monsignore Robert Kleine, schaut den Mitarbeitern im Jugendamt bei Jugendhilfegesprächen in vier beispielhaften Fällen über die Schulter. Kleine ist Direktor der Seelsorgeabteilung im Erzbischöflichen Generalvikariat zu Köln. Er sagte sofort zu.

Neben ihm versuchen sich auch die Jugendamtsmitarbeiter und Menschen von der Straße in dem Film als Darsteller. "Die Qualität der Schauspieler ist erstaunlich gut. Sie sind unheimlich authentisch - oft besser als in der Lindenstraße", lobt Produzent Huth mit einem Lachen. Und er muss es wissen. Schließlich war er viele Jahre lang Herstellungsleiter dieser Seifenoper.

Gage bekommen die Laiendarsteller nicht. Deshalb hielten sich die Kosten in Grenzen, die die Stadt Neuss trage, sagt Huth, der selbst Sozialarbeit studiert und neun Jahre lang in einer Psychiatrie gearbeitet hat, bevor er zum Film kam. "Das, was ich da gelernt habe, vergesse ich natürlich nicht", erklärt der Filmemacher sein Engagement für die Dokumentation.

In vier Wochen soll sie fertig sein. "Der Film soll helfen, Vorurteile über das Jugendamt abzubauen", sagt Amtsleiter Achim Tilmes. Allerdings werde er zunächst in Fachkreisen, wie zum Beispiel im Jugendhilfeausschuss, vorgeführt. "Da ist es oft schwierig, wenn Diskussionen auf fachlicher Ebene geführt werden müssen", sagt Tilmes und verschwindet mit Quirinus und Joachim Christian Huth - die Dreharbeiten rufen.