Gesamtschule: Politiker liefern sich heftigen Schlagabtausch
Im Schulausschuss ging es um das künftige Angebot. Ein Arbeitskreis soll nun Vorschläge erarbeiten, ein Beirat helfen.
Die Zukunft der weiterführenden Schulen in Meerbusch hat im Schulausschuss zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der schwarz-grünen Ratsmehrheit und den Sozialdemokraten geführt. Der grüne Fraktionsvorsitzende Jürgen Peters warf der SPD Verlogenheit bei ihrer Schulpolitik vor: Eine zweite Gesamtschule, wie von der SPD seit Jahren gefordert, sei unter Berücksichtigung der geltenden Rechtslage gar nicht möglich. „Ihr schwebt immer noch auf Wolke sieben!“, sagte er.
Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) schoss zurück: Der Vorwurf der Verlogenheit sei „nahezu unverschämt“. Schwarz-Grün wolle nur keine zweite Gesamtschule in Meerbusch, behauptete sie. Peters erwiderte: „Im Gegensatz zu euch ignorieren wir nicht die Bedenken der Bezirksregierung.“
Seit Jahren muss die Meerbuscher Gesamtschule jedes Jahr Schüler abweisen, weil sie nicht genug Platz hat. Seit dem Jahr 2010 waren es im Durchschnitt pro Jahr 62 Mädchen und Jungen aus Meerbusch, die keinen Platz an der Schule erhielten. Während die SPD deshalb eine zweite Gesamtschule für Meerbusch fordert, sieht Schwarz-Grün eine Dependance der Büdericher Gesamtschule als einzig mögliche Lösung. Das lehnt die Schulpflegschaft der Gesamtschule ab.
Der Erste Beigeordnete Frank Maatz glättete die Diskussion, indem er aufs gemeinsame Ziel verwies — eine bedarfsgerechte Schullandschaft. Bis zum Sommer 2017 soll eine Lösung her. Erarbeiten soll sie ein Arbeitskreis, in dem alle Schulleitungen ebenso vertreten sind wie der Schuldezernent. Bereits in der kommenden Woche soll dieser erstmals tagen.
Bei den Mitgliedern des Arbeitskreises sorgte die Quasi-Festlegung von Schwarz-Grün auf die Dependance-Lösung für Irritationen. „Da steht schon drin, was rauskommen soll“, sagte Burkhard Wahner, Schulleiter der Realschule Osterath. „Da fühlen wir uns etwas verschaukelt.“
Der umstrittene Passus wurde aus dem Antragstext von CDU und Grünen getilgt, stattdessen in die Begründung gesetzt. Gegen die Stimmen der FDP gab der Schulausschuss der Verwaltung die Aufgabe, ein bedarfsgerechtes Gesamtschulangebot in Meerbusch zu schaffen. Die SPD enthielt sich. Maatz kündigte an, dass die Verwaltung mehr als eine mögliche Lösung vorlegen werde.
Die Aufgabe wird nicht leicht: Für eine zweite Gesamtschule müsste die Stadt Meerbusch den Bedarf von je 100 Schülern über einen Zeitraum von fünf Jahren nachweisen. Die letzte Elternbefragung aus dem Jahr 2012 hatte diesen Bedarf nicht ergeben. Die SPD zog ihren Antrag auf eine erneute Elternbefragung zurück, gab ihn als Arbeitsanregung in den Arbeitskreis. Anregungen von Schülern und Eltern sollen ebenfalls in die Überlegungen des Gremiums einfließen. „Dafür sieht das Gesetz die Schulkonferenzen vor, deren Vorsitzende ja Mitglied des Arbeitskreises sind“, erklärte Maatz.
Das war Antje Schwarzburger, von der Schulpflegschaft als beratendes Mitglied in den Ausschuss entsandt, zu wenig. „Die Eltern sollten früher ins Boot geholt werden.“ Das soll nun durch einen Beirat geschehen, in dem neben den Schulexperten der einzelnen Fraktionen auch ein Vertreter des Stadtelternrates sitzt.