Meerbusch: Neuss soll als Vorbild dienen
Soziale Stadt: Keine öffentlichen Toiletten, aber ein Wegweiser in barrierefreie Gebäude.
Meerbusch. Die Stadt wird keine so genannten selbstreinigenden öffentlichen Toiletten, die auch behindertengerecht sind, anschaffen. Viel zu teuer, war die einhellige Meinung im Sozialausschuss, nachdem die Verwaltung das Angebot einer Firma vorgestellt hatte. 180000Euro (plus 20000 Euro Wartungskosten im Jahr) hätte die Stadt für die City-Toilette berappen müssen. Die billigere Variante (71000Euro) konnte die Politiker ebenso wenig überzeugen wie eine mögliche Anmietung.
In diesem Punkt nichts zu unternehmen, verbietet sich aber ebenfalls. Denn eine Abfrage bei den Gastronomen hat beispielsweise ergeben, dass ausschließlich das Grotenburgs an der Moerser Straße in Büderich über behindertengerechte Toiletten verfügt, die im Einzelfall auch für Personen zugänglich sind, die nicht Gäste des Lokals sind.
Über behinderten-geeignete WCs verfügen die Trattoria Lazzarella an der Hochstraße in Osterath, das Haus Wellen in Langst-Kierst und die Gaststätte Büker in Bösinghoven. In Lank sucht man dagegen vergebens nach einem Lokal mit Toiletten, die barrierefrei zugänglich sind. "In anderen Kommunen sieht es nicht besser aus", berichtet Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage.
In den öffentlichen Verwaltungsgebäuden habe man ebenfalls "bei weitem noch nicht den gewünschten Standard erreicht", räumt Pressesprecher Michael Gorgs auf Anfrage ein.
Ideal sind die Lösungen zudem oft nicht. So müssen Rollstuhlfahrer am Dr.Franz-Schütz-Platz eine Rampe hinauffahren, die sie allein kaum bewältigen können. Moderne Behinderten-Toiletten sind zwar in der neuen Bibliothek in Büderich und im Kulturhaus in Lank vorgesehen, die sind allerdings nur während der Bürozeiten zugänglich.
Es besteht Handlungsbedarf. "Zehn Prozent der Bevölkerung sind auf Barrierefreiheit zwingend angewiesen, 30bis 40Prozent benötigen sie bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens", heißt es in der Verwaltungsvorlage vor dem Hintergrund der ansteigenden Zahl an älteren Menschen in der Gesellschaft.
Jetzt wollen sich die Meerbuscher die Stadt Neuss zum Vorbild nehmen, deren "Runder Tisch Barrierefreiheit" sich wiederum an einem Berliner Projekt orientiert (siehe Info-Kasten).
In der kommenden Sitzung des Sozialausschusses Ende September soll ein Referent über die Erfahrungen in Neuss berichten. Diese Sitzung soll übrigens nicht mehr im Verwaltungsgebäude am Dr.Franz-Schütz-Platz stattfinden, sondern in einem barrierefrei zugänglichen Raum, etwa in der neuen Bibliothek in Büderich.