Büderich: Experten für jeden Krisenfall
Jugendhilfe: „Flexible Erziehungshilfe“ bezieht Haus Am Wildpfad in der Böhlersiedlung.
Büderich. Die Böhlersiedlung in Büderich spiegelt nicht das Bild wider, das man gemein von Meerbusch hat. Der Ausländeranteil beträgt 26 Prozent, jeder zweite Türke, der in Meerbusch lebt, wohnt dort. Von den 120 Kindern, die die Kindertagesstätte am Sonngarten besuchen, haben 92 einen Migrationshintergrund. Und dass zwei Drittel der Kinder die auch als Familienzentrum genutzte Einrichtung beitragsfrei besuchen dürfen, lässt die Einkommenssituation der Eltern erahnen.
Es macht daher Sinn, dass viele unterstützende soziale Projekte ihren Standort in der Böhlersiedlung haben. Jetzt kommt ein weiteres hinzu: Die Flexible Erziehungshilfe, eine Einrichtung der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe, eröffnet am 22.Juni ein Büro Am Wildpfad 1.
Das Haus mit vier Wohnungen bietet unter anderem Platz für Kinderbüro, Kurzzeit-Fördergruppe und betreutes Mutter-Kind-Wohnen. Vorgesehen sind sechs Vollzeitstellen. Koordinator Peter Stieler und Leiterin Beate Langfeld stellten im Jugendhilfeausschuss die Konzeption vor, die den Angeboten zugrunde liegt.
"Unsere Stärke ist die Flexibilität", erklärt Stieler, der bei der Bewältigung von Familienkrisen den Einsatz von Therapeuten, Pädagogen, Erziehern, Familienhelfern oder Kinderkrankenpflegern in Aussicht stellt. "Wir helfen aber auch bei Ämtergängen, beim Kochen oder Putzen", präzisiert Langfeld.
Zu Beginn stehe in der Regel der für die Betroffenen kostenlose Hausbesuch, entsprechende Aufträge erhalte man zumeist vom Jugendamt der Stadt, mit der pro Stunde abgerechnet werde, erläutert Stieler. Ziel sei es, langfristige Erfolge zu erzielen, also Eltern, Kinder und Jugendliche darin zu stärken, wieder eigenverantwortlich das Lebensumfeld zu gestalten und den Alltag zu bewältigen, so der Sozialpädagoge. "Und dabei kann es helfen, Eltern mit ihrer Geschichte, also ihrer eigenen Kindheit, zu konfrontieren", sagt Langfeld.
"Oft kommen wir auch zum Einsatz, wenn Elternpaare komplett zerstritten sind und ein Kontakt überhaupt nur über einen Anwalt möglich ist. Die Kinder sind dabei natürlich immer die Leidtragenden, die Hilfe von außen benötigen", so Stieler.