Zu wenig Rocker im Kesselhaus

Unzufrieden sind die Veranstalter mit dem 1.Rock am Turm international.

Meerbusch. Richtig zufrieden waren die Organisatoren von Rock am Turm mit der diesjährigen Veranstaltung nicht. Mehr als tausend Besucher waren in den Vorjahren zum Alten Kesselhaus auf dem Böhler-Gelände gekommen, dieses Jahr waren es nur rund 650.

Über die Ursachen für den immensen Rückgang können die Veranstalter nur spekulieren. "Hauptgrund könnte die größere Konkurrenz in diesem Jahr sein", mutmaßt Norbert Stirken, Vorsitzender des Vereins Rock am Turm. Denn einige der Bands, die bei früheren Konzertevents einen erfolgreichen Auftritt absolvierten, haben mittlerweile eigene Veranstaltungen auf die Beine gestellt.

So traten jetzt nicht nur die fünf Bands von Rock am Turm im Kesselhaus auf, sondern auch etliche Bands gleicher Stilrichtung in anderen Orten. "Drei Bands im Zakk in Düsseldorf, zwei in Hilden und sechs Bands in Wuppertal", zählt Stirken auf. Da habe sich die Zielgruppe der Freunde handgemachter Rockmusik unter Umständen für andere Veranstaltungsorte entschieden. Und: "Im vergangenen Jahr war die Akustik sehr schlecht, das mag einige abgeschreckt haben."

Dabei hatte "Rock im Turm" eine neue Tontechnik-Firma verpflichtet. Daran lag es also nicht, dass die fünf Bands Mühe hatten, das Publikum in Rock-Stimmung zu bringen. Dabei überzeugten die Musiker durchweg durch hohe Professionalität.

Schon der Opener, die Düsseldorfer Newcomerband Liquid Lightning, setzte vom ersten Ton an auf volles Tempo. Musiker Wolfgang "Wölli" Rohde hatte die Gruppe mit Stirken zusammen aus 111 Bewerbungen ausgewählt, sein Festival "Rock am Turm" zu eröffnen. "Sie haben in diesem Jahr alles abgeräumt, was es abzuräumen gab", schwärmt Wölli von den Rockern, die die ersten Preise des Citybeats Contest-Finales und des Zakk-Newcomer-Wettstreits holten.

Das Publikum in Büderich zeigte sich ebenfalls begeistert, was nicht zuletzt daran lag, dass Liquid Lightning - anders als die Bands aus Schweden, Belgien und Luxemburg - eigene Fans mitbringen konnten.

"Sie sind eine Lokalgröße", sagt der 17-jährige Matthias Smeets aus Düsseldorf. Unter seinem Rock am Turm-Shirt von diesem Jahr trägt er das vom vergangenen Jahr. "Die Location ist super und das Datum ideal", findet er. Was er nicht weiß: Die Veranstalter überlegen als Folge der schwindenden Besucherzahlen, beides zu ändern.

Die Bands gaben sich trotz der für Rockkonzerte abträglichen Leere in der Industriehalle große Mühe, Stimmung zu erzeugen. Der Sänger der schwedischen Band Stonepark setzte auf Körperkontakt und lief durch den Graben zwischen Bühne und Publikum, der Gitarrist der luxemburgischen Band "Eternal Tango" sprang auf eine Box und lobte das Düsseldorfer Bier. Richtige Bewegung fuhr aber erst beim Auftritt der belgischen Band "Smooth Lee" durch die Zuhörer. Mit Ska- und Rockeinflüssen, Trompeten und Posaunen animierten sie das ansonsten eher ruhige Publikum zum Mitklatschen.

Gespannt hatten viele den Auftritt der deutschen Band "iO" erwartet, die Nachfolgeband der Guano Apes. Ohne die Frontfrau Sandra Nasic, dafür mit dem neuen und sehr engagierten Sänger Charles Simmons, zeigte die Band gewohnte Qualität.