12 Teile der Ikea-Brücke sind eingehängt
Hingucker war ein roter 750-Tonnen-Kran, mit dessen Hilfe die Spezialisten die imposanten Beton-Fertigteile an die richtige Stelle brachten.
Kaarst. Die Brücke, über die noch in diesem Jahr die Autos ins Gewerbegebiet Hüngert II rollen sollen und die gerne als „Ikea-Brücke“ bezeichnet wird, nimmt Form an. Am Freitag und Samstag wurden zwölf der 18 imposanten Fertigteile aus Beton eingehängt. Spezialisten und beeindruckende Technik im XXL-Format machten dies möglich.
Es schien an wirklich alles gedacht worden zu sein. Dennoch war Diana Schlüter von „Skribbe und Partner“ aus Münster ein wenig nervös: „Das ist meine erste große Brücke“, sagte die Ingenieurin (35). Ihr erfahrener Kollege Gerd Witte genoss noch seinen Osterurlaub, als große Spezialfahrzeuge vorfuhren mit zwölf Achsen und Aufschriften wie „Don“t worry, be heavy“. Die Kranführer David Hoff und Dirk Risse galten schnell als die Männer mit dem enormen Feingefühl. Das Wetter erleichterte ihnen ihren Job, denn es war sehr windstill. Oliver Schmitt, Bauleiter der „Elementbau Ost-Hessen“ aus Eichenzell bei Fulda war tiefenentspannt: „Was hier heute passiert, gehört für uns zum täglichen Geschäft.“ Und er verriet, dass die Fertigteile einen Auftragswert von 425 000 Euro haben.
Die Träger wiegen zwischen 55 und 93 Tonnen und sind rund 25 Meter lang. Frank Koberstein von der auf Brücken- und Hochbau spezialisierten Baufirma Züblin in Bad Hersfeld, sah zu, wie die Fertigteile der Reihe nach eingehängt wurden. Es war immer wieder ein beeindruckendes Bild, wie der Kran die Last scheinbar mühelos hochhievte. Überhaupt war der rote 750-Tonnen-Kran der Hingucker unter den Baumaschinen. David Hoff nannte Details: „Dieser Kran ist ein Jahr alt, er hat rund 4,5 Millionen Euro gekostet und ist fast ständig im Einsatz, vor allem bei der Montage von Windkraft-Anlagen.“
Für die Fortbewegung steht ein Motor mit 700 PS zur Verfügung, die Hydraulikpumpen beziehen ihre Kraft von einem separaten 400-PS-Motor. Ein kleinerer Kran hatte im Vorfeld die Auflastung vorgenommen — Gegengewichte von einem Gesamtgewicht von 204 Tonnen sorgten am Wochenende dafür, dass das rote Monster völlig ruhig dastand — auch wenn es 93 Tonnen Beton am Haken hatte.
Zur Sicherheit war die Hochspannungsleitung abgeschaltet worden, der die Betonlast immer wieder verdächtig nah kam. „Wir lagen voll im Zeitplan, nachdem die Arbeiten am Freitag etwas verspätet begonnen hatten“, freute sich Diana Schlüter am Samstag. Die Montage der Fertigteile erfolgt in drei Schritten: Über die Neersener Straße, über den Nordkanal und über die Gleise der Regiobahn.
Wann die sechs Fertigbetonelemente über der Regiobahn-Strecke montiert werden, steht noch nicht fest. Warum dies nicht schon am Wochenende erfolgte? „Das hat sich vom Ablauf so dargestellt — Ende der Ansage“, gab sich Diana Schlüter schmallippig.
Der Tross der außergewöhnlichen Baumaschinen wird also noch einmal vorfahren. Immerhin muss dann nicht erneut die Straße gesperrt werden.