Neuss punktet mit Kultur-Angebot

Das Museum Hombroich oder die Equitana sind Highlights, die viele Besucher zu einem Besuch animieren.

Neuss. Mehr Betten, bessere Auslastung. Diese überraschende Gleichung machen die professionellen PR-Trommler im Rathaus auf. In der Tat, die Zahlen belegen den Trend. Obwohl die Zahl der Hotelbetten gegenüber dem Jahr 2010 um 300 auf nunmehr 3198 kletterte, erhöhten die 24 Herbergen ihre Auslastungsquote um zwei Prozentpunkte auf 37,6 Prozent. Neuss ist somit das mit Abstand beliebteste Tourismusziel im Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein. Zu diesem Schluss kommt Jürgen Sturm (49), der neue Geschäftsführer der Neuss Marketing GmbH.

Um die Stadt nachhaltig auf die Karte für Ausflüge und Freizeitangebote setzen zu können, fordert der Marketing-Chef „Highlights“, die ihm vor allem Kunst und Kultur liefern. Er nennt vornweg das Museum Hombroich, das alljährlich rund 75 000 Besucher anlockt, darunter viele aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Die Kennzeichen der Autos auf dem Parkplatz belegen das. Tanzwochen, Shakespeare-Festival und Landestheater sind weitere Publikumsmagneten, auch das Clemens-Sels-Museum. Die Zahlen lassen sich sehen. Mehr als 15 000 Besucher sahen im vergangenen Sommer die Shakespeare-Aufführungen im Globe-Theater auf der Rennbahn, 5600 Ballettfans erlebten die Darbietungen der Tanzwochen und fast 20 000 Eintrittskarten verkaufte die Museumskasse, obwohl das Haus am Obertor erst Mitte Mai 2015 nach den umfassenden Sanierungsarbeiten wieder öffnete.

Jürgen Sturm, Geschäftsführer Neuss Marketing

Auch der Sport bereitet Veranstaltungen auf, die vermarktet werden könnten. Zwar habe er sich noch nicht um den Sommernachtslauf und das Radrennen „Tour de Neuss“ kümmern können, räumt Sturm ein, aber natürlich schließe er nicht aus, dass die Vermarktung noch verbessert werden könne. Gutes Beispiel: Die alle zwei Jahre stattfindende Reitsportmesse Equitana im Rennbahn-Park werde von rund 40 000 Pferdefreunden besucht. Bereits im Mai folgt der nächste Sportspaß: Gemeinsam mit dem Betreiber der Neusser Skihalle wird Neuss Marketing ein unterhaltsames Waterslide-Spektakel inszenieren. Dazu wird am 18. Juni eine Schnee- und Wasserrampe so aufgebaut, dass mutige Mädels und Jungs zu coolen Beats versuchen können, mit Ski oder Snowboard über ein Wasser-Hindernis das Ufer zu erreichen. Start ist auf dem Freithof, Ziel auf dem Markt. Solche neuen Events und Veranstaltungen sind zugleich auch neue Attraktionen für Neuss.

Dabei verspricht Sturm, auf hohes Niveau zu achten: „Qualität ist für uns ein wichtiges Element der Außendarstellung.“ Ziel sei es, Neuss wertig darzustellen und sich somit von den Mitbewerbern abzugrenzen. Das Museum Hombroich sowie die Raketenstation mit der Langen Foundation seien exzellente Beispiele.

Dem stimmt Ulla von Nollendorf (66) zu: „Dort hat Neuss als kleine Stadt bewiesen, dass sie Weltklasse kann.“ Das tue der Stadt gut. Vor diesem Hintergrund befürwortet die CDU-Ratsfrau als Vorsitzende des Beirates der Neuss Marketing GmbH auch, die Schenkung der Jugendstilsammlung anzunehmen und die erforderliche Erweiterung des Sels-Museums anzugehen: „Die Jugendstilsammlung hätte für uns noch einmal einen sehr hohen Stellenwert.“ Geschäftsführer Jürgen Sturm nickt: „Wir hätten ein weiteres, stichhaltiges Argument für uns in Neuss.“ Von Nollendorf und Sturm können sich vorstellen, mit der Jugendstilsammlung — wenn sie denn in Neuss heimisch werden sollte — zur Internationalen Tourismus Börse (ITB) nach Berlin zu gehen: „Immer in enger Verbindung mit unserem Museum.“

Neuss Marketing und auch seinen Beirat habe, so versichern von Nollendorf und Sturm unisono, das Thema Jugendstilsammlung längst erreicht, denn „die Sammlung passt wunderbar in unser Konzept“. Das habe Sturm auch in einem Papier an die Kulturdezernentin Christiane Zangs, in Personalunion auch nebenamtliche Geschäftsführerin der Marketing GmbH, dargelegt. Neuss verfüge über drei Aspekte, mit denen das Marketing wuchern könne: erstens die Geschichte, zweitens Kunst und Kultur, drittens die rheinische Lebensart inklusive Schützenfest und Karneval.

Mit seinem 14-köpfigen Team arbeitet Jürgen Sturm daran, das liebens- und lebenswerte Profil von Neuss zu schärfen und die Stadt attraktiv für auswärtige Gäste in Szene zu setzen. Das stellt er mit einem Budget auf die Beine, dass (noch) nicht ohne städtische Zuschüsse auskommt. Doch lieber als über Finanzen spricht Sturm über Erfolge: 228 Stadtführungen wurden 2015 verkauft. Tendenz steigend.