Sportinternat hat mit dem AC Ückerath einen neuen Partner
Die Kooperation im Handball mit Bayer Leverkusen wird beendet.
Knechtsteden. Anna Spielvogel steht Ende Mai vor einem bemerkenswerten Erfolg: Die 18-Jährige kann zum vierten Mal in Folge Deutsche A-Jugendmeisterin im Handball werden. Das gelang ihr zwei Mal sogar als B-Jugendliche im Team der Älteren. Für die Mannschaftsführerin des TSV Bayer Leverkusen, die zurzeit an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule ihr Abitur macht, wäre es ein Abschied nach Maß aus Dormagen und aus dem Sportinternat Knechtsteden. Von Abschied und Trennung ist dort bereits jetzt die Rede, denn beschlossene Sache ist die Beendigung der Kooperation zwischen dem Sportinternat und der Handballabteilung in Leverkusen. „Aus organisatorischen Gründen“, sagt der Knechtstedener Internatsleiter Henning Heinrichs. Aber auch Geld spielt bei der Trennung, „die nicht im Groll geschieht“, wie Heinrichs ausdrücklich betont, eine Rolle. Mit dem AC Ückerath hat das Sportinternat einen neuen Partner gefunden, ab Sommer werden neben Ringern auch Taekwondo-Talente des Vereins einziehen.
Henning Hinrichs, Internatsleiter
Seit Jahren ist es eine sportlich erfolgreiche Kooperation zwischen Dormagen und Leverkusen: Hier das Vollzeitinternat mit Schulbesuch, Unterkunft, Verpflegung und pädagogischer Begleitung — dort das erfolgreiche Handballteam des TSV Bayer Leverkusen. Im Team der A-Juniorinnen, die als „Juniorelfen“ auflaufen und die sich an Ostern für das Final-Four um den Titel qualifiziert haben, standen sechs Spielerinnen, die das Sportinternat besuchen. Aber ab Sommer werden dort keine Plätze mehr für Handball-Talente angeboten. Jennifer Souza und Amelie Berger ziehen schon jetzt nach Leverkusen in eine Wohngemeinschaft und besuchen das Teilinternat am Landrat-Lucas-Gymnasium; ihre Mitspielerinnen Vanessa Fehr, Elisa Burkholder, Kim Braun und Annika Hergarten (sie spielt beim Neusser HV) können in Knechtsteden wohnen bleiben. Die Organisation der Fahrten zu den zeitlich unterschiedlichen Trainingseinheiten in Leverkusen war am Ende schwierig, ebenso, Fahrer zu finden. Auch die Kostenverteilung sei zu einseitig. Heinrichs: „In Leverkusen ist man der Meinung, dass es besser sei, wenn die Mädchen dort wohnen.“ Auf Knechtstedener Seite wollte man das Hin-und Her (Heinrichs spricht von „Spielchen“) nicht mehr mitmachen. „Jetzt werden erst mal zwei Plätze für andere Sportarten frei.“
Der Bereich Handball weiblich ist zwar seit Jahren ein Garant für die Erfolgsbilanz des Internats, „aber ich sehe noch Potenzial bei den anderen Sportarten“, sagt der Leiter. „Im Fechten und Ringen geben wir Gas.“ Dazu wird es ab Sommer eine neue Sportart am Internat geben: Taekwondo. Heinrichs: „Ich sehe auf Dauer eine Stärkung des Standorts.“ Es sei auch geografisch richtig, dass Talente für einen Verein im Rhein-Kreis Neuss antreten. Eine Veränderung wird es ebenso beim männlichen Handball geben: „In Absprache mit dem TSV Bayer Dormagen werden die Plätze reduziert.“ Langfristig sei es besser, wenn Sportinternatsschüler nicht die Mehrheit in einer Mannschaft bilden. „Sie sollen in einem Team nur die herausragenden Spieler sein.“
Finanziell ist das Sportinternat gut aufgestellt. „Es ist gelungen, durch Umstrukturierungen die Ausgaben nennenswert zu reduzieren, ohne dass dies zulasten der Qualität geht. Wir kommen mit dem vorhandenen Geld aus“, so Heinrichs.