Deutsch-Französischer Kulturkreis feiert sein 50-jähriges Bestehen

Gäste aus Frankreich kamen zur Jubiläumsfeier.

Foto: Woi

Neuss. Der Deutsch-Französische Kulturkreis (DFK) Neuss feiert sein 50-Jahr-Jubiläum. Nur drei Jahre nach dem Abschluss des Elysée-Vertrags zwischen den Staatschefs Charles De Gaulle und Konrad Adenauer hatten Bürger der Stadt diese Vereinigung gegründet. Und einige später Kontakt nach Châlons-en-Champagne geknüpft, die auf ihre Initiative hin 1972 zur offiziellen Partnerstadt wurde.

Zu dem festlichen Anlass waren gestern zahlreiche Gäste ins Martin-Luther-Haus gekommen. Aus Châlons war der erste stellvertretende Bürgermeister Gérard Lebas zu Gast. Er kennt Neuss seit vielen Jahren, vor allem, da seine Frau Martine die Vorsitzende von „AmiC’Allemand“ ist, also des französischen Partnerkreises. Der für manche vielleicht seltsam klingende Name lehnt sich an das französische Adverb „amicalement“ an, das „freundschaftlich“ bedeutet.

Bei ihrer Begrüßung zählte Magda Holzberg, die zusammen mit Liliane Loegel den Vorsitz des DFK-Neuss innehält, zahlreiche Aktivitäten auf, von Abiturvorbereitungen über „Pâtisserie“ bis zu Koch-Events. Inzwischen sei bedauerlicherweise aber auch die Notwendigkeit entstanden, nach schrecklichen Ereignissen im Nachbarland die deutsche Solidarität zu bekunden. Bürgermeister Reiner Breuer fand noch deutlichere Worte: „Unsere Tränen sind noch nicht getrocknet, die wir vergossen haben für die Opfer von Paris.“

Im Namen der Stadt überreichte der Bürgermeister dem Ehepaar Lebas die Ehrengabe, das „Boot der Freundschaft“. Auf die Boots-Metapher ging auch der französische Generalkonsul Vincent Muller ein. In seiner Elsässer Familie hatten die Männer während des Ersten Weltkriegs noch auf beiden Seiten gekämpft. 100 Jahre nach den Stellungsgemetzeln von Verdun, aber auch in Anspielung auf die Flüchtlinge, mahnte er: „Wir sitzen alle im selben Boot.“

Sozusagen als Gastgeschenk für die Neusser Freunde hatte der Laienspielkreis „Art scène Lutins“ in Châlons-en Champagne ein Theaterstück vorbereitet. „Viens, je ne hais point — Komm, ich hasse dich nicht“ zeigte in Szenen, wie bei den aufeinandertreffenden Soldaten des „Großen Krieges“ das Bewusstsein wuchs, Opfer einer nationalistischen Propaganda zu sein. Was der deutsche Ausdruck „verheizt werden“ bedeutet, konnte man hier erfahren. Die Texte basierten auf Feldpostbriefen französischer Militärangehöriger. cc