Anschläge in Frankreich bewegen am Volkstrauertag
Bei den gestrigen Veranstaltungen wurde Solidarität mit den Franzosen bekundet.
Rhein-Kreis. Die Terroranschläge in Paris haben auch im Rhein-Kreis Neuss für Bestürzung gesorgt. In einer ersten Reaktion spricht Landrat Hans-Jürgen Petrauschke von einem „barbarischen Anschlag“ auf das freiheitliche Zusammenleben. „Wir sind vereint in tiefer Trauer und Schmerz mit dem französischen Volk, aber auch in der Entschlossenheit, unser freiheitliches Zusammenleben und unsere Werte gegen jede Art von Terror zu verteidigen“, erklärt er. In den sozialen Netzwerken im Internet bekundeten viele Bürger ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit Frankreich — und färbten zum Beispiel ihre Profilbilder bei Facebook in den Farben der französischen Flagge ein.
Lichtkünstler Oliver Bienkowski (33) aus Neuss startete noch in der Nacht zu Samstag eine spontane Aktion in Berlin und projizierte den Schriftzug „Nous sommes unis“ („Wir sind vereint“) gegen 2 Uhr in großen, weißen Buchstaben auf das Gebäude der französischen Botschaft. Auch das Kanzleramt wurde angestrahlt. „Wir waren in Berlin die ersten vor Ort“, sagt Bienkowski. Er unterstützt die gemeinnützige Organisation Pixelhelper.
Auch bei den Gedenken zum Volkstrauertag waren die Attentate Thema: In Kaarst gedachte man als erstes den Opfern in Paris. In Neuss gab es in der Kapelle auf dem Hauptfriedhof eine Schweigeminute für die Toten und Verletzten in Frankreich. „Ich bin entsetzt über die schrecklichen Ereignisse in der französischen Hauptstadt“, schrieb Bürgermeister Reiner Breuer am Samstagmorgen auf Facebook. „Meine Gedanken sind bei den Menschen in Paris und bei unseren Freunden in unserer Partnerstadt Châlons-en-Champagne.“ Die CDU schickte ein Solidaritätsschreiben nach.
Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Dormagen spielte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr neben der deutschen auch die französische Nationalhymne. Das Ensemble um Leiter Karl Koch hatte die „Marseillaise“ am Samstag einstudiert. Bürgermeister Erik Lierenfeld rief in seiner Begrüßung dazu auf, „den Menschen zu helfen, die genau vor diesem Terror flüchten. Wir wissen, dass es notwendig ist, diesen Terror nirgendwo tatenlos zuzulassen“. Der Hauptredner, Lokalhistoriker Herman Kienle, sagte, dass der „menschenverachtende Terroranschlag auf unschuldige Menschen genau das Gegenteil vom Friedenswunsch der Völker ist.“
Auch Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen bezog gestern bei seiner Rede zum Volkstrauertag Stellung zu den Anschlägen. Dabei zitierte er den in der vergangenen Woche verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt, der 1977 anlässlich des RAF-Terrors gesagt hatte: „Die Attentäter mögen in diesem Augenblick ein triumphierendes Machtgefühl haben. Aber sie sollen sich nicht täuschen. Der Terrorismus hat auf die Dauer keine Chance. Denn gegen den Terrorismus steht nicht nur der Wille der staatlichen Organe. Gegen den Terrorismus steht der Wille des ganzen Volkes.“ Zugleich warnte Krützen davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen.