Bahn frei für Radler und Fußgänger
Grevenbroich hat jetzt den Antrag gestellt, in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Kommunen aufgenommen zu werden.
Grevenbroich Es ist geschafft. Einen ganzen Ordner füllt nach monatelanger Arbeit der Antrag der Stadt für die Aufnahme in die „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ (AGFS). Ob Grevenbroich den Sprung in den „Club“ der bislang 78 Mitglieder schafft, werden die Bewertung im NRW-Verkehrsministerium und die Bereisung einer Kommission zeigen. „Aufgenommen werden Kommunen, die sich bekennen, fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt werden zu wollen“, erklärt Julia Groth, Mitarbeiterin der AGFS-Pressestelle.
Im Rathaus herrscht Optimismus. „Wir gehen davon aus, dass wir aufgenommen werden. Wir haben einiges vorzuweisen“, sagt Verkehrsingenieurin Ursula Hauguth. Damit meint sie nicht nur den Anteil des Fußgänger- und Radlerverkehrs, der in elf Jahren von 31 auf 40 Prozent gestiegen sei. Auch das Bewusstsein für die Bedeutung des nicht motorisierten Verkehrs hat in der Stadt zugenommen. Ein Zeichen dafür ist der 2008 gegründete Arbeitskreis Fahrradverkehr, der nun für Nahmobilität insgesamt zuständig ist. „Politik, Verwaltung, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) und Polizei ziehen an einem Strang“, sagt Ursula Hauguth. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“
Treibende Kraft für Verbesserungen im Radverkehr ist der ADFC. Das Ehrenamtler-Team hatte eine detaillierte Mängeldokumentation für alle Radwege erstellt, kontrolliert regelmäßig Strecken. Klar, dass der ADFC den Antrag unterstützt. „Die Aufnahme in die AGFS ist ein Zeichen für eine Bewusstseinsänderung“, betont Fahrrad-Club-Vorsitzender Wolfgang Pleschka. „Wenn man den AGFS-Richtlinien folgt, erhalten der Fahrrad- und Fußgängerverkehr die gleiche Wertigkeit wie der Autoverkehr — und werden nicht auf Restflächen zurückgedrängt.“
Wolfgang Pleschka, ADFC-Vorsitzender
Ursula Hauguth verweist auf Erreichtes: Die Stadt verfüge über ein gut ausgebautes Radwegenetz. An vielen Stellen weisen Piktogramme auf Radfahrer hin. Etliche Einbahnstraßen wurden für Radler in beiden Richtungen geöffnet. Gefährliche Stellen wurden baulich umgestaltet, etwa an der Einmündung der Kolping- in die Neuenhausener Straße in der Südstadt. Auch für Fußgänger habe es Verbesserungen gegeben, zum Beispiel die barrierefreie Gestaltung von Überwegen samt Boden-Elementen für Sehbehinderte.
Zu tun gibt es, da sind sich Stadt und ADFC einig, aber noch einiges. Mancherorts behindern Autos auf Bürgersteigen Passanten. E-Bikes machen zum Teil breitere Radwege nötig. Manche Wege sind in schlechtem Zustand — „etwa auf dem Erftradweg“, weiß Pleschka. Geplant ist unter anderem die Erstellung eines Radfahr-Stadtplans.
Und was hat die Stadt — außer einer Urkunde — von der Mitgliedschaft, die sie jährlich 2500 Euro kostet? „Die Mitglieder haben Zugang zu speziellen Fördertöpfen“, sagt Julia Groth. Die AGFS erstelle Broschüren und Leitfäden, und Facharbeitskreise ermöglichten einen Erfahrungsaustausch.