Posse um verstecktes Verbotsschild
Ende Oktober hat die Stadt an der Straße „An der Obererft“ ein Halteverbotsschild direkt hinter einen Laubbaum versetzt — der es bei voller Blätterpracht gut versteckt. Anwohner sind irritiert. Die Stadt sieht das anders.
Neuss. Wenn Dieter Haußner für Verblüffung sorgen möchte, dann muss er an der Straße „An der Obererft“ nur auf einen Laubbaum zeigen und „Ich sehe was, das du nicht siehst, und das ist ein Halteverbotsschild“ sagen. Und tatsächlich: Wenn man in Richtung Innenstadt unterwegs ist, steht das Schild kurz vor der Einmündung der Schillerstraße so dermaßen gut versteckt da, dass der Blätterwald des Laubbaums es wie ein Tarnumhang umhüllt.
Auch wenn sich die Blätter nun allmählich lichten und den Blick im Herbst und Winter freigeben, sorgt der neue Standort des Schildes bei Dieter Haußner für Kopfschütteln. „Ich möchte mal wissen, was sich die Stadt dabei gedacht hat. Wer sich nicht auskennt, übersieht das Schild doch einfach, steht im Halteverbot und bekommt ein Knöllchen“, ärgert sich der 84-Jährige. „Für mich ein echter Schildbürgerstreich.“
Bis vor Kurzem war dabei für den Anwohner der Straße „An der Obererft“ noch alles in Ordnung. „Das Schild stand vor und nicht hinter dem Baum. Es war für alle Verkehrsteilnehmer gut sichtbar“, sagt Dieter Haußner. Der 84-Jährige findet die Wahl des neuen Standorts „völlig unverständlich“. Schließlich sollten Schilder nicht versteckt, sondern gut sichtbar sein.
In der Tat wurde das Halteverbotsschild erst vor einigen Tagen versetzt. „Ende Oktober“, bestätigt Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrsangelegenheiten. Zuvor stand das Schild vor dem Baum — und dass die Stadt den Standort verrückte, sollte im Interesse der Anwohner sein. „Unser Ziel war es, die Halteverbotszone zu verringern. So konnten wir einen zusätzlichen Parkplatz schaffen“, erklärt Norbert Jurczyk. Daher wurde das Schild etwas nach hinten versetzt, direkt hinter den Baum. Man habe sich das wohlüberlegt und könne nicht bestätigen, dass es Probleme gebe. Außerdem könne man, so Jurczyk, „getrost sicher sein, dass alle Schilder im Stadtgebiet gut sichtbar sind“. Da sei Neuss im Rhein-Kreis sogar vorbildlich. Für freie Sichtachsen werde auch durch fortwährende Grünpflege gesorgt, sodass der „Blick auf die Schilder stets gegeben ist“. An der Straße „An der Obererft“ sei der Großteil derjenigen, die dort mit dem Auto unterwegs sind, zudem ohnehin ortskundig. Will heißen: Die Verkehrsteilnehmer wissen schon, dass da ein Halteverbotsschild steht. „Wir haben den Standort im Blick. Es gibt keine Probleme“, betont Jurczyk.
So lange sich der Blätterwald wie jetzt in Herbst und Winter lichtet, mag das auch stimmen. Doch im nächsten Frühjahr, wenn der Laubbaum wieder Blätter trägt, sieht das wieder anders aus. „Ich kenne einige, die sich über die Wahl des Standorts für das Schild wundern“, sagt Dieter Haußner. „Das Schild steht ja fast schon im Baum drin, so nah wurde es an den Stamm gesetzt.“ Wer nicht mit Adleraugen hinschaue oder vom Standort wisse, werde nun mal vermutlich leicht im Halteverbot parken, ohne sich des Verstoßes überhaupt bewusst zu sein. Haußner versteht nicht, warum man das Schild nicht ein bisschen mehr an die Straße oder noch etwas mehr nach hinten gestellt hat, sodass es eben nicht so leicht komplett verdeckt wird. Zumal regelmäßig Politessen kämen, um Verstöße zu ahnden.