NRW-Chef stimmt CDU auf Wahlkampf ein
Armin Laschet war Gastredner beim Parteitag in Neuss. Er forderte zur Geschlossenheit auf.
Rhein-Kreis. Von Neuss soll ein Signal ausgehen. So hatten es offenbar die CDU-Strategen geplant, denn sie inszenierten einen Kreisparteitag, dessen Tagesordnung eher eine Arbeitssitzung ankündigte, kurzerhand in eine Auftaktveranstaltung für den Landtagswahlkampf um. Ob Armin Laschet (55) nordrhein-westfälischer Ministerpräsident werden kann, wird auch an Rhein und Erft entscheiden. Das sagte der designierte Spitzenkandidat am Samstag beim Kreisparteitag der CDU in Neuss: Holen am Muttertag im Mai 2017 Jörg Geerlings (44, Neuss) sowie Heike Troles (47, Dormagen, Grevenbroich, Rommerskirchen) die beiden 2012 überraschend verlorenen Direktmandate für die Union zurück und gewinnt Lutz Lienenkämper (47) in Jüchen, Kaarst, Korschenbroich und Meerbusch erneut, dann seien die Christdemokraten ihrem Ziel, die rot-grüne Regierung in Düsseldorf abzulösen, ganz nahe. „Rechnet so einen Erfolg im Rhein-Kreis auf das Land hoch“, rief Laschet unter dem Beifall der Delegierten in den Saal.
So gliederte sich der mehr als dreistündige Parteitag, zu dem nur 136 der 175 eingeladenen Delegierten ins Berufskolleg im Neusser Hammfeld gekommen waren, in Kür und Pflicht. Für die Kür war Spitzenkandidat Laschet zuständig. Seine 30-minütige Rede wurde sieben Mal von spontanem Beifall unterbrochen; am Ende gab es minutenlangen Applaus. Keine Frage: Laschet scharte die gesamte Partei geschlossen hinter sich und das Kandidaten-Trio im Rhein-Kreis. Ein Sonderlob gab es für den Kreisvorsitzenden Lienenkämper, der, so Laschet, als Parlamentarischer Geschäftsführer geräuschlos für einen fairen Ausgleich in der großen Landtagsfraktion sorge.
Im Pflichtteil des Parteitages wurden die Delegierten sowohl für den Bundes- als auch für den Landesparteitag gewählt. Dass Routine auch spannend sein kann, zeigte sich Samstag: Mit Kai Weber fiel der vermeintlich starke Mann der Dormagener CDU mit Pauken und Trompeten durch. 18 Kandidaten bewarben sich um 17 Delegiertenplätze für den Landesparteitag. Abgeschlagen mit 44 von 131 abgegebenen Stimmen blieb Weber, der Vorsitzende CDU-Ratsfraktion, auf der Strecke.
Als Gast verfolgte der bekannteste Unionspolitiker aus dem Kreis, Minister Hermann Gröhe, den Parteitag. Er musste sich der Delegiertenwahl nicht stellen; er wurde vom Landesvorstand als Delegierter benannt. Von vier CDU-Bürgermeistern im Rhein-Kreis war allein die Kaarsterin Ulrike Nienhaus gekommen; auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke nahm teil.
Auch Sacharbeit leistete der Parteitag. Unter der souveränen Leitung des Neusser Parteichefs Jörg Geerlings verabschiedete der Parteitag zwei Leitanträge des Kreisvorstandes: Die Kreis-CDU unterstützt eine Olympia-Bewerbung der Region für das Jahr 2028 und fordert für den Rhein-Kreis eine „Digitalisierungsstrategie“ sowie ein „Gesamtkonzept für den Strukturwandel in der Tagebau-Region“.