Dormagen: Für jedes Kind einen Schulranzen

Projekt: Überall im Stadtgebiet werden Sammelstellen eingerichtet. Für bis zu 150 Eltern ist der Schulstart eine große finanzielle Hürde.

Dormagen. Früher reichten eine Schiefertafel und ein Griffel aus, um in die Schule zu gehen. Heute ist wesentlich mehr gefragt. Wer sein Kind für die Einschulung mit allen geforderten Utensilien ausrüsten will, muss tief in die Tasche greifen. Ranzen, Stifte, Lineal, Schulbücher und Hefte, Farbkasten, Turnbeutel und Brotdose - da kommen schnell 100 bis 150Euro zusammen. Für einige Eltern sind diese Beträge nicht leicht zu bezahlen, für manche gar nicht. "Vor allem zu Beginn des ersten Schuljahres, wenn es noch nicht um das Schreiben und Lesen geht, sondern viel gebastelt und gemalt wird, haben Kinder aus armen Familien oft Schwierigkeiten, weil es an allem fehlt", weiß Gabriele Fritz, Leiterin der Schule am Chorbusch.

Über den Kontakt der Schulen zu den Eltern hilft die Dormagener Tafel bereits mit Spenden weiter. Dies soll in einem Netzwerk verschiedener Dormagener Institutionen ausgebaut werden. Angestoßen von der Freiwilligenagentur Dormagen wollen die Tafel, das Büro für bürgerschaftliches Engagement und das Schulverwaltungsamt der Stadt in diesem Jahr erstmals das Projekt "Dormagener Schulranzen" verwirklichen.

Die Idee: Kinder aus Dormagen sollen für den Besuch der Grundschule eine möglichst umfassende Erstausstattung bekommen. Sie wird kostenlos an die Kinder verteilt, deren Eltern sich die Anschaffung nicht leisten können oder die für sie eine außergewöhnlich hohe Belastung darstellt. Schwerpunkt sind die Erstklässler.

Es sollen aber auch Kinder unterstützt werden, die später als Zugezogene in eine Dormagener Schule wechseln. Die Hilfe soll unbürokratisch und direkt erfolgen: Wer sich bei einer der Projekt-Stellen meldet, soll ohne Umschweife bekommen, was er braucht.

Von den 600 Schulanfängern gehören nach Einschätzung der Initiatoren etwa 100 bis 150 Kindern zu den Familien, für die der Schulanfang eine finanzielle Hürde darstellt. "Aus der Erfahrung mit dem Projekt ‚Jedem Kind eine Mahlzeit’ wissen wir, dass wir viele dieser Eltern persönlich ansprechen müssen, weil sie das Angebot aus Scham nicht von sich aus annehmen würden", sagt Ellen Schönen-Hütten, Leiterin der Schulverwaltung. Besonders wichtig, so Claudia Manousek, Vorsitzende der Tafel, sei deshalb auch die Mundpropaganda. In allen Dormagener Ortsteilen sollen nun Sammelstellen eingerichtet werden, an denen Schulranzen und Schreibutensilien als Spende der Bevölkerung gesammelt werden. Auch Geldspenden oder Patenschaften sind möglich.