Dormagen: Große Nachfrage kann oft nicht bedient werden
Ratgeber: Die Verbraucherzentrale zieht ihr Jahresfazit: Es gibt immer mehr Ratsuchende, aber die Fälle werden komplexer. Vor allem das Internet beschäftigt die Berater in Dormagen.
Dormagen. Es gibt drei Themen, die die Ratsuchenden in der Verbraucherzentrale in Dormagen im vergangenen Jahr besonders beschäftigten. Das sind zum einen untergeschobene Telekommunikationsverträge an der Haustür und am Telefon. Raffiniert werden viele Bürger überrumpelt, berichtet die Leiterin der Zentrale, Dorothea Khairat.
Oft werden sie in Verträge zu Telefon, Internet oder DSL gedrängt, ohne dass Kündigungsmöglichkeiten und Vertragslaufzeiten bei ihrem alten Anbieter geprüft wurden. Statt zu sparen mussten sie dann oft die Anschlusskosten doppelt zahlen. Hinzu kommt schlechter Service mit langen Wartezeiten und nicht kompetenter Beratung am Telefon.
Etwa ein Drittel der 9154 Ratsuchenden der Verbraucherzentrale brauchten Hilfe bei Verträgen rund ums Internet, Medien oder Digital-Fernsehen. Die Abzocke im Internet war bereits 2006 ein großes Thema in der Verbraucherzentrale. Dies setzte sich 2007 fort.
Vermeintliche Gratisangebote mit Infos über Intelligenztests, Hausaufgabenhilfe oder vermeintliche Nachbarschaftsnetzwerke, für die einige Wochen später eine Rechnung folgt - das beschäftigt die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale schon seit vielen Monaten. Der Zentrale sind zahlreiche Internetseiten bekannt, bei denen nur schwer erkennbar ist, dass es sich um einen kostenpflichtigen Dienst handelt oder bei denen sogar unbemerkt ein mehrjähriges Abo abgeschlossen wird.
Im Kleingedruckten, am Ende der Seite oder versteckt in den Geschäftsbedingungen (AGB) finden sich erst die Hinweise auf die Preise. Wer die Rechnung nicht zahlt, bekommt nicht selten Post vom Anwalt oder dem Inkassodienst der Firma.
"Wir halten Musterbriefe bereit, mit denen sich die Betroffenen wehren können, wenn sie eine unberechtigte Forderung eines Internetseitenbetreibers erhalten", sagt Khairat. Theoretisch könne man solche Abzockeversuche auch aussitzen, aber die Expertin rät dazu, sich schriftlich zu wehren, um den dubiosen Firmen zu zeigen, dass man kein leichtes Opfer ist.
Das dritte große Thema des vergangenen Jahres war der Wechsel des Stromanbieters. Wegen der steigenden Energiepreise wollen die Bürger Informationen zum Anbieterwechsel und Energiethemen. In der Verbraucherzentrale ist deshalb alle 14 Tage ein Energieberater zu Gast, der Interessierten Tipps gibt.
Rund 1100 Rechtsberatungen und -vertretungen sind ein neuer Rekord für die Dormagener Verbraucherzentrale. "Die Fälle werden komplexer", sagt Dorothea Khairat. Deshalb verlängert sich die Gesprächsdauer mit den Ratsuchenden in der Verbraucherzentrale, die nur mit einer Beratungskraft besetzt ist.
Die Folge: Etwa 900 Hilfesuchende weniger als 2006 konnten in Einzelgesprächen beraten werden. "Viele konnten uns leider telefonisch nicht erreichen", bedauert Dorothea Khairat, Leiterin der einzigen Geschäftsstelle der Verbraucherzentrale im Rhein-Kreis Neuss.
Die öffentliche Hand müsse für eine Stärkung der Verbraucherzentralen sorgen, damit sie der großen Nachfrage gerecht werden könne.