Neuss: Doppelte und dreifache Freude
Das Lukaskrankenhaus feierte das Jubiläum des Notarztwagens für Babys und das Mehrlingstreffen.
Neuss. "Lukaskinder" sind in den vergangenen Jahren viele geboren worden. Bei Acelya, Deryai und Arya bedarf es aber nur eines Blickes, um zu bemerken, dass es ganz besondere sind.
Die drei Mädchen sind gleich groß, tragen die gleichen hellgrünen Pullis, mit Blüten verzierte Jeans und sogar dieselben Armbänder.
"Nur die Perlen haben andere Farben", sagt die fünfjährige Acelya. Ein bisschen Individualität wollen die Drillinge dann doch haben.
40 Mehrlingspärchen und deren Eltern sind am Samstag zum Familienfest gekommen, zu dem das Lukaskrankenhaus eingeladen hatte.
Gefeiert wurde auch das 15-jährige Bestehen des Baby-Notarztwagens. Seit 1993 ist er für Neugeborene und Kinder im Rhein-Kreis unterwegs.
"Mehrlingsgeburten sind natürlich etwas außergewöhnliches", sagt Peter Brucke, Oberarzt der Gynäkologie. Jährlich erblicken 40 Zwillingspärchen in der Neusser Klinik das Licht der Welt. Risikofrei sind solche Geburten aber nicht.
Auch Leyla Mandal stellte sich auf das Schlimmste ein: "Man sagte mir, dass ein Kind bei der Entbindung sterben könnte." Bis zur 28. Schwangerschaftswoche lief alles gut für die Mutter von Acelya, Deryai und Arya.
"Dann mussten sie aber rausgeholt werden." Das sei nicht ungewöhnlich bei Mehrlingen, erklärt Oberarzt Brucke. "Selten schaffen die Mütter es bis zur 34. Woche."
Doch auch nach einer erfolgreichen Entbindung zeigen sich oft Entwicklungsstörungen: "Die später Geborenen haben das größere Risiko, auch wenn sie nur vier bis zehn Minuten nach den Erstgeborenen entbunden werden."
Deryai und Arya müssen deshalb regelmäßig therapiert werden: "Motorik und Sprache sind nicht optimal ausgebildet", sagt ihr Vater Güleihan Mandal.
Der Lagerist, der seine Töchter mehrmals in der Woche in die Kinderklinik begleiten muss, verlor deshalb sogar seine Festanstellung.
"Mein Arbeitgeber wollte das nicht mehr mitmachen. Seitdem verdiene ich mein Geld bei Zeitarbeitsfirmen. Es ist gar nicht leicht unsere fünfköpfige Familie zu finanzieren. Aber wir kämpfen, denn unsere Kinder sind das Wichtigste für uns."
Ein Schock war es für seine Frau aber schon, als sie von den Drillingen erfuhr: "Wir wollten eigentlich nur ein Kind haben", sagt Leyla Mandal lachend. Karen Jung kann das gut nachvollziehen.
Für die Mutter der acht Monate alten Zwillinge Klara und Felix änderte sich seit der Geburt einiges: "Wir haben uns ein Haus gekauft, weil unsere Wohnung nicht so viel Platz hatte", erzählt die 38-Jährige.
Auch sei Erfindergeist und Organisation gefordert, meint Sandra Donnay, Mutter zweier viermonatiger Mädchen: "Ich musste mir schnell beibringen, beide gleichzeitig zu versorgen."
Während die 37-Jährige ihre Tochter Klara trinken lässt, liegt ihre andere Hand meist zum Klopfen auf Gretas Rücken.
Bei den fünfjährigen Töchtern von Leyla Mandal geht es bereits turbulenter zu: "Oft müssen wir durch die Wohnung rennen, um jede im Blick zu haben."
Neben allen Strapazen sind sich die Eltern aber einig: "Es ist so schön zu beobachten, wie individuell sich die gleichzeitig geborenen Kinder entwickeln", meint Sandra Donnay.
Auch für Güleihan Mandal macht die Freude an seinen Töchtern den täglichen Stress wett: "Sie sind einfach das Schönste für uns", sagt er lächelnd, während Arya ihn liebevoll auf die Stirn küsst.