Neuss: Liebe, Tod, Lust und Leid im Globe beim Shakespeare-Festival

Die Vorbereitungen fürs Shakespeare-Festival laufen auf Hochtouren. Erste Premiere ist am 24. Juli.

Neuss. Am Anfang steht das Ende. In knapp sechs Wochen eröffnet die in Neuss hoch geschätzte bremer shakespeare company mit "Ende gut, alles gut" das diesjährige Festival im Globe-Theater. Nicht einmal mehr sechs Wochen: Da sind in den Büros der Festival-Macher vor allem englische Töne zu hören.

Nach London, Japan und nach New York gehen die Telefonate, und nach Danzig: Hier findet kurz vor dem Globe-Termin ebenfalls ein Shakespeare-Festival statt. Die Polen haben den Auftritt der Japaner vermittelt, die Neusser das Gastspiel des englischen Globe-Theaters eingestielt.

Die Engländer können fliegen, die Japan-Truppe ist zu groß; die Busfahrt muss organisiert werden, samt Übernachtung in Berlin. Eine Aufgabe für Andreas Giesen, den Chef-Disponenten für Organisatorisches im Kulturamt, eine Aufgabe von vielen. Wer kurz vor und während des Festivals wann von welchem Flughafen abzuholen ist, welche Requisiten gestellt werden müssen, muss geklärt sein.

Haben alle Compagnien den exakten Bühnenplan? Ist klar, wer wieviele Scheinwerfer benötigt? Und: Passt ein alter VW Bulli durch die Hintertür des Globe? Er muss. Denn dieser Bus ist zentrale Requisite von Romeo and Juliet. Mit dieser Inszenierung kommen zum ersten Mal Schauspieler des Globe London nach Neuss, hat doch dieses Theater eine "Touring Company" gegründet.

Das Globe bietet am 11. August die Kulisse für die Deutschlandpremiere (in englischer Sprache). Gleich sechs Aufführungen, eine Zusatzaufführung ist dabei, sind angesetzt.

Doch wer jetzt noch auf das Stück setzt, muss auf zurückgegebene Karten hoffen. Ausverkauft, schon nach kürzester Zeit. "Wir wurden völlig überrannt", sagt Festival-Macher Rainer Wiertz. Der dezente Hinweis, dass Romeo und Julia beim Zentralabitur 2009 auf dem Prüfungsplan steht, dürfte den Verkauf noch angetrieben haben.

Doch natürlich ist die Nachfrage auch für andere Stücke enorm. 75 Prozent aller Karten sind bereits verkauft. Julius Caesar zum Beispiel ist ein Renner, aufgeführt von der Aquila Theatre Company aus New York, die schon dreimal das Neusser Festival mit ihren Inszenierungen bereicherte. Auch dies eine Deutschlandpremiere in englischer Sprache. Vier Aufführungen, nur noch vereinzelte Restkarten sind im Angebot.

Ähnliches gilt für den Kaufmann von Venedig, ebenfalls von der Compagnie aus Bremen, und den Dauergast Patrck Spottiswoode, der wieder über "Shakespeare and the Globe" dozieren wird.

Und dann sind da die eher exotischen Aufführungen: "Wir möchten natürlich auch Stücke anbieten, die vielleicht nicht sofort den breiten Publikumsgeschmack treffen", sagt Rainer Wiertz.

So wie den Beitrag des Off-Festivals aus Avignon mit dem Titel "La Mégère à peu près apprivoisée", die (fast) geglückte Zähmung der Widerspenstigen: Eine Mischung aus Farce, Commedia dell’Arte und bouffonesker Music Hall verspricht das Programm, und Rainer Wiertz fasst es schlichter: "Das ist bildkräftig und bildmächtig.

Wer sich hier hereinwagt, wird belohnt." Auch für das ungewöhnlichste Angebot des diesjährigen Festivalprogramms gibt es auch nur noch wenige Karten. "The Winter’s Tale" bietet Shakespeare im Kimono, japanisch mit englischen Untertiteln.

"Eine Lanze brechen" möchte Rainer Wiertz schließlich für "Filter’s Twelfth Night", eine ganz außergewöhnliche Inszenierung aus London, die zunächst wie die Probe einer Vorstadt-Rockband erscheint und sich als "eine der pfiffigsten Interpretationen von ’Twelfth Night’ entpuppt: "Eine der wenigen Adaptionen, die ich als voll gültig empfinde."

Er habe am Erfolg auch des diesjährigen Festivals "keinerlei Zweifel", erklärt der Kulturreferent. Die Kombination von verantwortlicher Programmplanung, dem Globe selbst und Shakespeare als Deutschland beliebtestem Bühnenautor seien unschlagbar.