Rhein-Kreis Neuss: Relikte aus dem römischen Rommerskirchen

Wichtigster Bestandteil des Fundes ist ein schwerer Steinsarg einer etwa 75-jährigen Frau, deren Knochen, eingeschlagen in ein Goldbrokattuch, auf ein Pflanzeneinstreu gebettet wurden.

Rhein-Kreis Neuss. Es war eine archäologische Sensation, die bei Bauarbeiten für eine neue Umgehungsstraße südlich von Rommerskirchen vor drei Jahren aufgedeckt wurde. Die Bodendenkmalpflege meldete dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn: "Es sind auf einem Feld Sarkophage gefunden worden, die noch ungeöffnet sind."

Gleich war Gabriele Uelsberg, damals gerade neu ernannte Leiterin des Landesmuseums, die Bedeutung der Entdeckung klar. Solche unversehrten Funde gibt es nur noch ganz selten. Nun werden die Sarkophage nahe der Fundstelle in der Dauerausstellung "Rommerskirchen in römischer Zeit" im Kulturzentrum Sinsteden gezeigt.

"Solche Geschichtsstationen sind ganz wichtig", sagte Uelsberg bei der Ausstellungseröffnung. "Die Relikte zeigen uns einen Ausschnitt aus dem Leben unserer Vorfahren, die im dritten Jahrhundert hier gelebt haben." Schon in römischer Zeit hätten die Menschen hier von Landwirtschaft und Pferdezucht gelebt.

Wichtigster Bestandteil des Fundes ist ein schwerer Steinsarg einer etwa 75-jährigen Frau, deren Knochen, eingeschlagen in ein Goldbrokattuch, auf ein Pflanzeneinstreu gebettet wurden. Er erzählt die Lebensgeschichte einer reichen Römerin, die um 300 nach Christus in der Nähe des heutigen Rommerskirchen gelebt hat.

Beeindruckend ist außerdem ein ursprünglich mit Holz ummantelter Bleisarg eines etwa 30- bis 40-jährigen Mannes mit sehr gut erhaltenem Skelett. Neben den beiden Särgen und den sterblichen Überresten des Mannes zeigt die Schau auch Rekonstruktionen der Grabbeigaben.

Ein ganz außergewöhnlicher Fund ist ein kleines Marmorpodest, das wahrscheinlich zum Schminken diente. Außerdem erhalten sind zwei raffinierte gläserne Kerzenhalter, die sich - je nachdem wie man sie wendet - für verschieden große Kerzen verwendet werden können. "Auch wegen dieser gut erhaltenen Beigaben ist dieser Fall etwas ganz Besonderes", freut sich Uelsberg.

Die gefundene Grabgruppe, die ursprünglich aus vier Gräbern bestand, gehört vermutlich zu einem Gutshof aus dem ersten bis fünften Jahrhundert, dessen Überreste auf dem Osthang des Gillbachtales gefunden wurden. Wie von den übrigen beiden Gräbern, sind aber auch von diesem Hof kaum mehr als einige Bodenverfärbungen erhalten. Einige Exponate der Ausstellung stammen deshalb aus einer ähnlichen Villa Rustica, die sich in römischer Zeit in Nettersheim befand.