Dormagen: Nachwuchsbands wandern ab oder geben auf

Musik: In der Stadt fehlen Proberäume, weil der Eigenbetrieb sie nicht mehrfach vermietet.

Dormagen. "Viele der jungen Bands aus Dormagen wandern ab oder geben auf", warnt Klaus Güdelhöfer. Als Verantwortlicher für die Jugendförderung berichtet er im Kulturausschuss von der aktuellen Situation der Dormagener Nachwuchsmusiker. Sein Fazit: Es wird zu wenig getan, die Jugendlichen finden keine Proberäume, bekommen keine Auftrittsmöglichkeiten, müssen auf teure und hart umkämpfte Räume in der Umgebung ausweichen.

Die SPD hat sich diesem Thema angenommen, fordert von der Stadt ein Konzept, um neue kulturelle Initiativen der Jugendlichen zu unterstützen - mit besonderem Augenmerk auf die Musiker. "Die Entwicklung einer Musikszene in Dormagen scheitert bereits an dem Mangel an Übungsräumen", begründet die SPD-Sprecherin Rotraud Leufgen in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses.

Das Thema an sich, so Güdelhöfer, sei bereits 20 Jahre alt. Damals habe es allein 40 aktive Rockmusikbands gegeben, für die die Stadt 16 Proberäume zur Verfügung gestellt hatte: "Für dieses Projekt wurden etliche Fahrradkeller in den Schulen zu Proberäumen ausgebaut." Für 60 Mark im Monat konnten die Gruppen sich dort einmieten. Allerdings teilten sie sich die Räume mit anderen Gruppen. "Wir wussten trotzdem genau, wer dort spielt und zu den Probezeiten haben die Betreuer der Jugendarbeit dort viele Abendstunden verbracht", erinnert sich Güdelhöfer.

Mittlerweile fehlt diese Betreuung, denn die Räume werden nun vom Eigenbetrieb der Stadt verwaltet. Die Folge: Weil niemand mehr auf die Jugendlichen achtet, Aufpasser fehlen, tauchen Probleme auf. Die Gebäudeverwaltung beschloss deshalb, jeden Raum nur noch an eine Band zu vermieten, damit mögliche Verschmutzungen zugeordnet werden können.

Für die Jugendlichen gibt es deshalb kaum eine Chance, an einen Proberaum zu kommen. Deshalb gebe es seit den vergangenen drei Jahren keine nennenswerten Wartelisten, berichtet Güdelhöfer von der Resignation der Nachwuchsmusiker. Auch spricht er an, dass dadurch ein wichtiger Punkt der Sozialarbeit und Jugendarbeit vergeben wurde.

Weil Förderung fehle, lösten sich Bands auf oder wanderten ab - sofern sie es sich leisten können. "Es gibt einige gewerbliche Anbieter wie etwa Bauernhöfe, die Proberäume anbieten, allerdings sind die nicht ganz billig und für die meisten Schüler zu teuer", sagt Güdelhöfer. Selbst für Hobbymusiker, die es sich leisten könnten, gebe es Engpässe, bestätigte Michael Jungbluth (CDU).

Bärbel Hölzing, Leiterin der Musikschule in Dormagen, berichtet von häufigen Anfragen. "Manchmal kommen komplette Bands, darunter vor allem junge Mädchen, die alles ausgearbeitet haben vom Styling bis zum Liedrepertoire, aber keinen Ort zum Üben und Auftreten haben."
Gelegenheiten zum Auftreten gebe es kaum, bemängelt auch Güdelhöfer: "Es ist fast unmöglich, einen städtischen Raum für ein Rockkonzert zu bekommen, obwohl der Boden der Kulturhalle beispielsweise genau für diesen Zweck ausgewählt wurde."

Die Stadt müsse daher nach freistehenden, preiswerten Angeboten suchen, vor allem im gewerblichen und industriellen Bereich, so forderte die SPD. Im Kulturausschuss beschloss man, das Thema zunächst in die kleine Kommission zu geben, damit es in das Kulturkonzept einfließen kann. Somit wird erst in den Haushaltsberatungen entschieden, ob und wie viel Geld in die Suche der Proberäume investiert wird.