Dormagen: NS-Opfer - Stolpersteine gegen das Vergessen

Gedenkstunde in der Kulle: Schüler haben sich für die neuen Messingblöcke im Asphalt eingesetzt.

Dormagen. Da hatte der Schüler der Otmar-Alt-Gruppe des Raphaelshauses einen Kloß im Hals. "Früher haben wir Vorurteile gehabt und coole Sprüche gemacht", gestand er, "die waren ganz schön rechts. Nach unseren Erlebnissen hat sich das total verändert." Die Gedenkstunde im Kulturzentrum "Kulle" zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, dass sich Kinder und Jugendliche mit dem Dritten Reich beschäftigen.

Sieben Mitglieder der Otmar-Alt-Gruppe im Alter von zwölf bis 15 Jahren hatten eine Wandertour nach Auschwitz gemacht. Sie besichtigten das ehemalige Konzentrationslager, sahen die Behälter für das Gift "Zyklon B", betrachteten die menschenverachtenden Unterkünfte genauso wie die 10 000 Bilder jener Kinder, die in Auschwitz umgekommen sind. So konnten sie einem bewegten Bürgermeister Heinz Hilgers mitteilen, dass sie sich nun dafür einsetzen werden, dass "so etwas niemals mehr passiert."

Die Gedenkstunde war unter Federführung von Olaf Moll, Leiter des städtisches Kulturbüros, initiiert worden. Denn die Einlassung neun weiterer "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig stand bevor. Noch während Schüler verschiedener Schulen Dormagens an die deportierten Juden ihrer Heimatstadt erinnerten, mauerte Demnig vor der Marktstraße 3 sowie der Kölner Straße 56 und 121 kleine Messingblöcke mit den Namen der NS-Opfer in den Asphalt.

Realschüler aus Hackenbroich trugen ihre Recherchearbeiten zur jüdischen Familie David und Johanna Dahl vor. Das Leben der Dormagener Hermann und Johanna Elkan, die 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet wurden, dokumentierten Mädchen und Jungen des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums.

Eine Klasse der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Nievenheim verdeutlichte in einem kurzen Schauspiel das Schicksal der Jüdin Fanny Bamberg-Dahl, die 1942 in Auschwitz vergast worden war.

Alle Jugendlichen haben die Patenschaften für die "Stolpersteine" übernommen und zu ihrer Finanzierung beigetragen. "Wir sind froh, dass wieder so viele Schüler mitmachen", bekräftigte Hilgers. "Dormagen stellt sich dem Rechtsextremismus entgegen, denn rechte Gruppierungen versuchen auch direkt bei uns, Fuß zu fassen."