Dormagen: Vom Getreidekorn zum weißen Puder

Mühlentag: Im Minutentakt wurden die Gruppen über die steilen Stiegen bis zur Kuppel der drehbaren Mühle holländischen Stils geleitet. In Zons wurde erklärt, wie aus Schrot das feine Mehl hergestellt wird.

Dormagen. Geduldig warteten etwa zwei Dutzend historisch interessierte Besucher vor dem Eingang der Zonser Mühle. Am Pfingstmontag, dem bundesweit gefeierten Deutschen Mühlentag, zeigte der örtliche Heimat- und Verkehrsverein die einzigartige Windmühle der ehemaligen Zollfeste der Öffentlichkeit.

Im Minutentakt wurden die Gruppen über die steilen Stiegen bis zur Kuppel der drehbaren Mühle holländischen Stils geleitet. Dabei referierte Jürgen Waldeck, Vorsitzender des Vereins, über die bewegte Geschichte des Bauwerks. Im Zuge der Stadtgründung 1373 wurde das steinerne Unterteil als Wehrturm der Stadtmauer errichtet.

1694 erst wurde, um die günstigen Winde zu nutzen, auf dem Turm die Windmühle errichtet. Schon zu jener Zeit also gab es einen Strukturwandel in der Region. High-Tech der besonderen Art ermöglichte die optimale Ausnutzung der Windenergie. Nur durch die Kraft des Müllers konnte das Oberteil der Mühle, das auf 32 Holzrollen lagert, in Windrichtung gedreht werden.

Gerade für Kinder war es eine völlig neue Erfahrung, dass man ihnen in der historischen Anlage die Verarbeitung von Getreide zu Mehl erklärt. Die achtjährige Paula und ihre Freundin Clara aus Uedesheim waren begeistert.

Kannten die Mädchen sonst Mehl nur aus den bekannten Papiertüten aus dem elterlichen Küchenschrank, konnte sie nun an dem Informationsstand des Heimatvereins mit ihren Händen fühlen, wie sich das Produkt vom Getreidekorn über das Schrot und dem groben Mehl bis hin zu dem weißen Puder verwandelt, das sie selbst beim Plätzchenbacken schon einmal verwendet hatten.

Auch beeindruckten die schweren Mühlräder, die noch bis 1909 vom Wind getrieben wurden. Die hölzernen Trichter erinnerten einen älteren Herren an seine Kindheit: "Das sieht ja so aus wie bei Max und Moritz." Tatsächlich ähnelt das noch völlig intakte Innenleben der Mühle an den tragisch endenden siebten Streich der beiden Lausbuben.

Vor der Mühle wurde indessen Brot, Brezeln und Kuchen, Blumen, Kaffee und Bier von historisch korrekt gekleideten Marketenderinnen angeboten. Jürgen Waldeck, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, zeigte sich zufrieden mit dem überraschend großen Interesse an der Zonser Mühle.

Denn sowohl das Mauerwerk wie auch die Holzkonstruktion müssen dringend saniert werden. Verhandlungen mit der Stadt, dem Land und entsprechenden Stiftungen über eine entsprechende Kostenbeteiligung seien leichter zu führen, wenn die Zonser und ihre Gäste zeigen, wie wichtig ihnen ihre Mühle ist.