Grevenbroich: „Der letzte Wille zum Bild“
Roland Brozio zeigt in einer Ausstellung Radierungen des Künstlers Knud Balandis. Der Betrachter glaubt oft, Gesichter im Linien- und Strichgewirr zu erkennen.
Grevenbroich. "Jede Grafik erzählt eine Geschichte, man muss sich nur damit beschäftigen", sagte ein Kölner Kunstprofessor einmal zu Roland Brozio. Fast könnte man meinen, der Professor habe dabei an die Arbeiten von Knud Balandis gedacht, die Brozio zurzeit ausstellt.
Unter dem Titel "Der letzte Wille zum Bild" präsentiert er Radierungen des Künstlers. Knud Balandis unterrichtet derzeit an einer Schule auf der Insel Spiekeroog. Mit Informationen über den künstlerischer Werdegang ist der Künstler sparsam. "Knud Balandis zeichnet und druckt.
Er ist schon mehrmals von den Toten zurückgekehrt", das muss reichen. Gezeigt werden Radierungen - Aquatinta und eine Lithografie. Die Technik erlaubt feinere Linien als Feder und Bleistift: Kein Strich zuviel, und keiner zuwenig, das ist der Anspruch des Künstlers.
Der Betrachter glaubt oft, Gesichter im Linien- und Strichgewirr zu erkennen. Deshalb rät Roland Brozio den Besuchern: "Folgen sie den Linien und Strichen, Sie werden sehr viel finden und entdecken. Ich werde Ihnen keine Interpretationen liefern."
Tatsächlich: Eine Betrachterin fühlte sich etwa an Breughels "Versuchung des heiligen Hieronymus" erinnert - "Nur den Hieronymus habe ich noch nicht gefunden." Bildtitel wie "Selbstverwirklichung, Selbstbewirkung, Selbstverwirkung" tragen ebenfalls eher zur Verwirrung bei.
Bei einigen neuen Arbeiten fehlt die Titelangabe noch ganz. "Die Referenzen stecken im Bild, sind aber für den Betrachter schwer nachzuvollziehen", räumt Balandis ein. Denn die fortlaufende künstlerische Arbeit bringe es mit sich, dass man "immer weniger von immer mehr weiß", neue Impulse aufnehme und Dinge lerne. Eine Fremdsprache zum Beispiel.
"Wenn ich im Wörterbuch Vokabeln nachschlage, die sich gut im Mund anfühlen - das kann Gedankenräume aufstoßen, die Muttersprachlern verborgen bleiben", ist Balandis überzeugt. So finden sich in seinen Bildern immer wieder literarische Zitate.
Als Einflüsse nennt der 40-Jährige Comics sowie Popmusik und -literatur. Dazu zählt er auch die Märchen und Erzählungen von Oscar Wilde, die Rolf Fuchs in einer Lesung am Freitag, 23. Mai, ab 19.30 Uhr bei Roland Brozio vorstellt.
Die Ausstellung ist bis zum 8.Juni bei Roland Brozio, Bergheimer Str. 15, zu sehen. Öffnungszeiten nach Vereinbarung, Tel. 02181-3882.