Edler Wohnen im Marianum
Beschluss: Am Dienstag soll der Aufsichtsrat des Bauvereins über den Verkauf entscheiden.
Neuss. Erst lebten hier "gefallene Mädchen", im Krieg wurden verwundete Soldaten versorgt, dann wandelte sich der prächtige Bau zur Heimstatt für künftige Priester. Künftig, so wird aller Voraussicht nach heute der Aufsichtsrat des Bauvereins beschließen, werden im Marianum die Nutzer edler Eigentumswohnungen ein- und ausgehen.
Nach der Aufgabe des 100 Jahre alten Baus samt großzügigem Park durch das Erzbistum hatte vor etwa einem Jahr der Bauverein das Areal für 2,8 Millionen Euro gekauft: ein äußerst moderater Preis für diesen Grund samt Immobilie, wie allseits kommentiert wurde.
Mietwohnungen sollten im Marianum selbst entstehen, ein Anbau mit Pflegeinrichtung hin zum Lukaskrankenhaus gebaut werden, im Park sollte eine Riegelbebauung mit Wohnhäusern entstehen. Gerade das wurde heißt diskutiert.
Nun ist alles anders. Der Verkauf eines Teils der Flächen an das benachbarte Lukaskrankenhaus ist vom Tisch. Angesichts der "reichlich großzügigen Planungen" sei die Vermarktung der Restfläche zu schwierig geworden, so Bürgermeister Herbert Napp, der auch Aufsichtsratschef des Bauvereins ist.
Stimmt der Aufsichtsrat heute zu, ist folgendes geplant: Die Vivacon AG aus Köln, Spezialist für die Umnutzung denkmalgeschützter Immobilien samt den entsprechenden Abschreibungsmöglichkeiten, kauft den Marianum-Bau. Und das zu einem Preis, "bei dem man nicht nein sagen kann", so Napp.
Wo einst die Priester ausgebildet wurden, entstehen hochwertige Eigentumswohnungen. Noch vor Umbaubeginn sollen alle Wohnungen verkauft sein. Auf dem Parkgelände entstehen Einfamilienhäuser hin zur Fichte- und zur Jahnstraße, Doppelhäuser auf der Fläche zum Lukaskrankenhaus. Ein entsprechender Bebauungsplan wurde wurde wenigen Tagen mit den Stimmen der CDU auf den Weg gebracht.
Bürgermeister Napp ist sicher, dass der Aufsichtsrat heute zustimmen wird. "Dessen Mitglieder sind nun einmal den Interessen des Unternehmens verpflichtet", so Napp. Verwundert zeigt er sich, dass wegen der künftigen Nutzung Kritik statt Lob aufkomme.
So spricht etwa die FDP von einem "gewinnmaximierenden Verkauf", obwohl man im Aufsichtsrat beim Kauf des Areals von einem sozialen Konzept ausgegangen sei. Im Planungsausschuss sei denn auch der Beratungsbedarf der Oppositionsfraktionen "hemmungslos niedergestimmt" worden.
Den Aufsichtsratschef lässt dieser Vorwurf kalt. Er verweist gerade auf das Kerngeschäft des Bauvereins, das im sozialen Wohnungsbau und in Dienstleistungen liege. "Reißen wir die Hochhäuser in Erfttal ab, muss an anderer Stelle schlicht und ergreifend Geld verdient werden." So wie jetzt am Marianum.