Elsbachtal soll weiter wachsen
RWE will das Naherholungsgebiet ausbauen lassen und weiteren Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten schaffen.
Grevenbroich. Die Gelbbauchunke gilt im Rhein-Kreis als ausgestorben. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass dieser seltene Froschlurch noch im Elsbachtal leben könnte. Denn in einer Pfütze sind Kaulquappen entdeckt worden, die aus dem Laich der gefährdeten Amphibienart stammen. RWE hat daher ein Experiment gestartet und drei neue Teiche in dem beliebten Naherholungsgebiet angelegt. „Dort werden wir beobachten, ob sich die Unke hier tatsächlich hat erhalten können“, sagt Susanne Lasch (28) von der Abteilung Naturschutz- und Landschaftsplanung des Konzerns.
Jeder der mit Teichfolien geschaffenen Tümpel ist knapp 50 Quadratmeter groß, etwas mehr als einen halben Meter tief und mit allem ausgestattet, was Amphibien lieben. Große Wurzelstumpen zum Beispiel, die am Ufer gute Verstecke bieten, oder Steinhaufen für ausgedehnte Sonnenbäder. „Das sind natürlich nicht nur ideale Laichgewässer für Gelbbauchunken, sondern auch für Erdkröten und Grasfrösche, die im Elsbachtal recht häufig vorkommen“, sagt Susanne Lasch.
Würde Unken-Nachwuchs in den Tümpeln entdeckt werden, wäre das ein weiterer Erfolg für die Rekultivierungs-Abteilung von RWE. „Ein Nachweis dieses Froschlurchs würde die ökologische Wertigkeit des Grüngürtels zusätzlich erhöhen“, meint Susanne Lasch. Dabei gilt das vor knapp 25 Jahren auf dem Gebiet des Tagebaus Garzweiler künstlich angelegte Elsbachtal schon längst als ein kleines Naturparadies mit großem Artenreichtum.
„Dort haben sich viele Tiere niedergelassen, die es anderswo kaum mehr zu sehen gibt — zum Beispiel seltene Vögel wie der Wiesenpieper oder das Schwarzkehlchen“, sagt Norbert Wolf. Der Grevenbroicher Umweltbeauftragte führt diese Vielfalt auch auf die großen, offenen Wiesenflächen zurück, die innerhalb der Waldflächen angelegt wurden. „Dort wachsen Kräuter und bunte Wildblumen. Sie locken Insekten an, die wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel sind“, sagt Wolf.
Raritäten finden sich auch auf den Wiesen selbst — etwa eine Pflanze, die „Übersehenes Knabenkraut“ genannt wird. „Diese ursprünglich nur vereinzelt vorkommende Orchidee hat sich im Elsbachtal gut verbreitet“, sagt Susanne Lasch. Alleine in diesem Jahr hätten Experten mehr als 200 Exemplare nachweisen können. „Das ist auch das Ergebnis eines Pflegekonzepts, das mit regionalen Naturschutzfachleuten ausgearbeitet wurde“, sagt Lasch. Auch der regelmäßige Schnitt der Kopfweiden gehöre zu diesem Konzept. „Damit werden Höhlen geschaffen, die dem seltenen Steinkauz als Brutplatz dienen können.“
Das Elsbachtal wurde in den 90er Jahren mit historischem Hintergrund angelegt. Die Gegend ist so gestaltet worden, wie sie einmal vor der Zeit der großen mittelalterlichen Rodungen ausgesehen haben könnte. Archäologen haben in der Vergangenheit nachgewiesen, dass dieser Landstrich schon zu Römerzeiten besiedelt war, wenn auch nur dünn. Nach den Plänen von RWE soll das etwa 30 Hektar große Naherholungsgebiet in den nächsten Jahren ausgebaut werden. „Wir werden einen Grünzug verwirklichen, der sich durchgehend bis Jüchen ziehen wird“, schildert Susanne Lasch. Das Naherholungsgebiet soll um 50 Hektar wachsen — und damit weiteren Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten bieten.